Eine multizentrische Studie aus China hat sich mit der Frage beschäftigt, was eine sinnvolle Triage zur Erkennung von Pathologien des Endometriums wäre, zum Erkennen einer Präkanzerose oder eines Endometriumkarzinoms. (Yufei Shen et al. Triage method for endometrial biopsy in postmenopausal women: a multicenter retrospective cohort study. Menopause 2023; im Druck: DOI: 10.1097/GME.0000000000002271)

Ausgewertet wurden Daten von 470 postmenopausalen Frauen mit einer Endometriumbiopsie. Die Auswertung zeigt einen vergleichsweise guten cut-off mit 4 mm für die Endometriumdicke, wobei dies zu einer Sensitivität von 93,3% und einer Spezifität von 24,7% führt.

Unabhängige Risikofaktoren für eine (prä)maligne Endometriumveränderung waren die postmenopausale Blutung (OR 3,241, 95% KI 1,073 – 9,879), Diabetes mellitus (OR 10,915, 95% KI 3,389 – 35,156) und die Endometriumdicke (OR 1,277, 95% KI 1,156 – 1,409) – wobei letzteres, wie leicht zu erkennen ist, die geringste Bedeutung hatte.

Die Autorengruppe hat daher berechnet, was als Algorithmus sinnvoll wäre, um eine hohe Sensitivität und eine möglichst hohe Spezifität zu erreichen.

Wurde die postmenopausale Blutung als Entscheidungskriterium gewählt, betrug die Sensitivität 79,6%, die Spezifität 44,2%, somit der positive prädiktive Werte (PPV) 18,0%, der negative prädiktive Wert (NPV) 93,4%. Bei dem Entscheidungskriterium der sonographischen Auffälligkeit betrug die Sensitivität 100%, die Spezifität 19,7%, der PPV 16,1% und der NPV 100%. Wurde beides vorausgesetzt lag die Sensitivität mit 79,6% gleich wie bei der Postmenopausenblutung allein, die Spezifität stieg auf 63,8%, der PPV war mit 25,3% am höchsten, der NPV wurde mit 95,3% berechnet.

Somit wurden für die drei Szenarien 5,6, 6,2 bzw. 4,0 Biopsien pro entdeckter (prä)maligner Veränderung durchgeführt.

Die Studie zeigt nicht unbedingt etwas gänzlich Neues. Sie belegt, dass es für die Entdeckung (prä)maligner Veränderungen des Endometriums gute Möglichkeiten gibt – allerdings zu dem hohen Preis einer niedrigen Spezifität: Gesunde Frauen lassen sich so kaum erkennen. Insofern ist die in der aktuellen AWMF-Leitlinie beschriebene Strategie einer Endometriumdicke über 3 mm bei einer Postmenopausenblutung eine sehr gute. Die alleinige Endometriumdicke bei einer IGEL-Sonographie im Rahmen der Vorsorge bei einer sonst beschwerdefreien Patientin kann zu einer hohen Zahl unnötiger operativer Verfahren führen, v.a. wenn relevante weitere Risikofaktoren fehlen.