Warum kommt es zu einer Gewichtszunahme mit zunehmendem Alter, obwohl man doch nichts geändert hat, die körperliche Aktivität dieselbe ist, die Ernährung auch? Spielen die Perimenopause oder die postmenopausale Zeit eine relevante Rolle? Diese Frage beschäftigt uns in der Praxis vermutlich täglich, weil Patientinnen danach fragen und sich über sich selbst wundern, ggf. ärgern. Ich habe schon verschiedentlich die hormonelle Umstellung perimenopausal und ihre Bedeutung für die Gewichtsveränderung in diesem Blog diskutiert und dargestellt.

Allein die messbaren Hormone erklären aber offenbar nicht alles, denn teils beginnt die ungewollte Gewichtszunahme bereits prämenopausal bei noch eumenorrhoischer Situation also konsequenterweise guter Östrogenisierung.

Eine aktuelle Publikation beschäftigt sich mit der resting energy expenditure (REE), dem Ruheumsatz abhängig vom Alter, abhängig vom Menopausenstatus und abhängig von einer ggf. laufenden menopausalen Hormontherapie. (Jari E. Karppinen et al. Age But Not Menopausal Status Is Linked to Lower Resting Energy Expenditure. Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism 2023; 108: 2789 – 2797)

120 Frauen wurden dabei untersucht im Alter von 17 – 21 Jahren (n = 26), 22 – 38 Jahren (n = 35) und 41 – 58 Jahren (n = 59). Die Frauen in der höchsten Altersgruppe wurden sub-kategorisiert in die perimenopausalen (n = 19), postmenopausalen (n = 30) und hormonell therapierten (n = 10). Dabei zeigte sich eine signifikante Abnahme von Altersgruppe zu Altersgruppe in der REE, die allerdings nicht relevant unterschiedlich war in Abhängigkeit vom Menopausenstatus bzw. einer hormonellen Therapie (höchste Altersgruppe). Ferner zeigte sich, da 16 Mutter-Tochter-Paare eingeschlossen waren, eine genetische Komponente bzgl. der REE.

Die Studie zeigt eindrucksvoll den Alterseffekt – aber eben nicht im Senium sondern bereits während des reproduktiven und späten reproduktiven Lebensalters. Sie deutet auf das hin, was auch in anderen Publikationen vermutet wird: Die ungewollte Gewichtszunahme in der 5. Lebensdekade ist nicht allein Folge einer hormonellen Umstellung, sie ist auch Folge des Älterwerdens und – manchmal – ggf. auch einer unbewussten Veränderung der Ernährung und unbewussten Minderung bisheriger körperlicher Aktivität.

Ihr

Michael Ludwig