Welches Risiko birgt das Unterbrechen einer endokrin-adjuvanten Therapie nach einem Mammakarzinom für das Rezidivrisiko? Retrospektive Daten haben bisher eher keine Risikoerhöhung vermuten lassen. Daher wurde eine prospektive Studie initiiert, um dies zu prüfen.  (A.H. Partridge et al. Interrupting Endocrine Therapy to Attempt Pregnancy after Breast Cancer. New England Journal of Medicine 2023; 388: 1645 – 1656)

516 Frauen, die eine Schwangerschaften wünschten, mit einem hormonrezeptor-positiven Mammakarzinom Stadium I, II oder III wurden dazu eingeschlossen. Voraussetzung war ein Alter unter 42 Jahren, eine adjuvant-endokrine Therapie für mindestens 18 aber maximal 30 Monate. Das Studienprotokoll sah vor, dass die Therapie innerhalb eines Monats nach Einschluss abgebrochen und für maximal 2 Jahre unterbrochen werden durfte, um eine Schwangerschaft anzustreben. Verglichen wurden die Daten dieser Kohorte mit einer Gruppe vergleichbarer Patientinnen aus zwei prospektiven, randomisierten Studien.

Die mediane Zeit seit Diagnose des Mammakarzinoms betrug 29 Monate [25 – 32], das mediane Alter 37 Jahre [27 – 43], 34,3% der Patientinnen waren unter 35 Jahre alt. 93,4% hatten ein Mammakarzinom Stadium I – II, 29,3% hatten 1 – 3 und 4,5% 4 – 9 positive Lymphknoten. 62,0% hatten eine Chemotherapie erhalten.

Die adjuvant endokrine Therapie wurde in 41,7% allein mit Tamoxifen, in 35,7% zusätzlich mit einer ovariellen Suppression und in 15,9% in der Kombination eines Aromatase-Hemmers mit einem GnRH-Agonisten durchgeführt. Für 6,8% wird eine anderweitige Therapie angegeben.

368 Frauen wurden zumindest einmal schwanger (74,0%). 43,3% der Frauen wählten zur Unterstützung ihres Schwangerschaftswunsches eine Form der assistierten Reproduktion.

Die 3-Jahre-Inzidenz eines Rezidivs betrug 8,9% (95% KI 6,3 – 11,6) in der Studien- und 9,2% (95% KI 7,6 – 10,8) in der Kontrollgruppe. Die adjustierte (a) HR zeigte insofern keinen signifikanten Unterschied (0,81, 95% KI 0,57 – 1,15). 22 Fernmetastasen traten auf entsprechend einer Inzidenz von 4,5% (95% KI 2,7 – 6,4) im Vergleich zu 5,8% (95% KI 4,5 – 7,2) in der Kontrollgruppe (aHR 0,70, 95% KI 0,44 – 1,12).

Wie auch in einem begleitenden Editorial diskutiert, sind diese Daten vielversprechend für eine ausgewählte Gruppe von jungen Frauen mit hormon-rezeptor positivem Mammakarzinom. (Sharon H. Giordano. POSITIVE Results for Breast Cancer Survivors Who Desire Pregnancy. New England Journal of Medicine 2023; 388: 1709 – 1710) Die Autorin des Editorials verweist allerdings auch darauf, dass die Nachbeobachtungszeit vergleichsweise kurz war (3 Jahre), dass bis zu 20 Jahre Rezidive erwartet werden können und insofern die geplante Auswertung nach 10 Jahren sehr relevante Ergebnisse bringen wird.

Ihr

Michael Ludwig