Ein US-amerikanisches Kinderwunschzentrum berichtet über seine Erfahrungen mit Inseminationszyklen bei Paaren, die zwar eine IVF-Therapie empfohlen bekommen hatten aber sich diese finanziell nicht leisten konnten und daher die Insemination wählten. (M. Blake Evans et al. Assessment of Clinical Pregnancies in Up to Eight Ovarian Stimulation with Intrauterine Insemination Cycles in Those Unable to Proceed With In Vitro Fertilization. Fertility & Sterility 2024; im Druck: doi.org/10.1016/j.fertnstert.2024.02.018)

Retrospektiv wurden von 2002 bis 2019 37.565 Inseminationszyklen eingeschlossen, die bei 18.509 Paaren durchgeführt worden waren.

Über 8 Zyklen bliebt die Schwangerschaftschance pro Zyklus relativ stabil bei etwa 16%, was zu einer kumulierten klinischen Schwangerschaftsrate von 74% führte!

Nun könnte man sich freuen, über ein solch grandioses Ergebnis. Wenn man sich das Ganze aber kritisch ansieht, muss man feststellen, dass die Schwangerschaftschancen pro Zyklus diejenigen übertreffen, die man üblicherweise bei einer Inseminationstherapie bei Paaren mit einer diskreten Subfertilität sieht. Die Schwangerschaftschancen sind in Studien so gering, dass man eine Insemination bei idiopathischer Subfertilität eigentlich gar nicht empfehlen kann, da sie die Spontankonzeptionschance kaum oder gar nicht übertrifft.

Wenn nun aber, wie in dieser Studie, Paare, die eine IVF-Indikation haben, eine Inseminationsbehandlung mit diesen Ergebnissen durchführen, dann ist ganz offensichtlich die Indikation für eine IVF falsch gewählt gewesen.

Kein Grund zum Freuen. Eher traurig.

Ihr

Michael Ludwig