Die ASRM hat eine Stellungnahme erarbeitet zur Auswirkung von Rauchen auf die Fertilität. (Practice Committee of the American Society for Reproductive Medicine. Tobacco or marijuana use and infertility: a committee opinion. Fertility & Sterility 2024; im Druck: doi.org/10.1016/j.fertnstert.2023.12.029)

Aufgrund der Studienlage ist von einer reduzierten Fertilität bei Raucherinnen auszugehen. In einer umfangreichen Datenauswertung lag über alle Studiendesigns hinweg die Wahrscheinlichkeit für eine Subfertilität (Konzeptionsdauer > 1 Jahr) bei OR 1,60 (95% KI 1,34 – 1,91), bei Kohortenstudien OR 1,42 (95% KI 1,27 – 1,58) und die Fall-Kontrollstudien OR 2,27 (95% KI 1,28 – 4,02). Aktives und passives Rauchen haben nach Studienlage nur einen marginalen Unterschied bzgl. ihres negativen Einflusses auf die Fertilität.

Das Menopausenalter verschiebt sich gemäß unterschiedlicher Studien um 1-4 Jahre nach vorn. Der FSH-Tonus bei jungen Raucherinnen war in einer Studie 66% höher als bei Nicht-Raucherinnen, der FSH-Tonus bei Passiv-Raucherinnen 39% höher als bei Nicht-Raucherinnen. Der AMH-Wert ist niedriger bei Raucherinnen und das Risiko für ein AMH < 1 ng/ml steigt laut einer Querschnittstudie um 10% pro zusätzlich gerauchter Zigarette (OR 1,08; 95% KI 1,01 – 1,15).

Der Einfluss des Rauchens auf die männliche Fertilität, so die Kommission, ist schwieriger zu beurteilen. Eine Reduktion der messbaren Spermienparameter im Ejakulat um etwa 1/4 scheint klar. Zudem kommt es offenbar zu funktionellen Schäden mit einer schlechteren Bindung der Spermien an die Zona pellucida z.B.

Das Risiko für Spontanaborte steigt auf etwa das Doppelte bei Raucherinnen (RR 1,8, 95% KI 1,3 – 2,6). Erhöht ist offenbar auch das Risiko für ektope Schwangerschaften.

Das Rauchen in der Schwangerschaft reduziert laut einer skandinavischen Studie die Spermiendichte männlicher Nachkommen um etwa 50% bei mehr als 10 Zigaretten täglich.

Zu E-Zigaretten gibt es bislang keine verlässliche Datenbasis bei Menschen. In Tierversuchen scheint es einen negativen Einfluss zu geben.

Offen bleibt in dieser Stellungnahme die Antwort, wie schnell der Einfluss von Rauchen auf die Fertilität wieder verschwindet oder ob ein gewisser Schaden immer bleibt. Andere Studien haben dazu bereits vor Jahren eine nur langsame Veränderung über 5-10 Jahre berichtet bzw. in einer dänischen prospektiven Studie bei langfristigem Rauchen (> 10 pack years) keine Wiederherstellung der Fertilität auch über lange Zeit. (Rose G. Radin et al. Active and passive smoking and fecundability in Danish pregnancy planners. Fertility & Sterility 2014; 102: 183 – 191)

Ihr

Michael Ludwig