Ich hatte bereits vor einiger Zeit in einem Blogbeitrag zu einer finnischen Studie berichtet, in der ein Kombinationspräparat mit Ethinylöstradiol und Dienogest, eines mit Östradiolvalerat und Dienogest sowie Dienogest als Mono-Substanz bzgl. ihrer Wirkung auf die Hypothalamus-Hypophysen-Ovar-Achse verglichen wurden.

Nun legt die Studiengruppe ihre Daten zur adrenalen Wirkung der drei Präparate vor. (Marika H Kangasniemi et al. Effects of estradiol- and ethinylestradiol-based contraceptives on adrenal steroids: A randomized trial. Contraception, im Druck: doi.org/10.1016/j.contraception.2022.08.009) Jeweils 18 Frauen mit den beiden Kombinationspräparaten wurden zu 17 mit 2 mg Dienogest verglichen.

Wiederum zeigen sich weitestgehend zu erwartende Unterschiede: Unter 30 µg Ethinylöstradiol wird das Cortisol-bindende-Globulin massiv stimuliert, was zu einer deutlichen Erhöhung des Gesamt-Cortisols führt. Das östradiolvalerat-haltige Kombinationspräparat und Dienogest als Mono-Substanz haben diesbezüglich keine relevante Wirkung. Der freie Cortisol-Index, der Anteil also des wirksamen Cortisols, bleibt in allen 3 Gruppen stabil und relativ unverändert. Die Autorengruppe diskutiert allerdings, dass möglicherweise diskrete Schwankungen des freien Cortisols für ggf. nur initiale Nebenwirkungen wie Stimmungsschwankungen verantwortlich sein könnten.

Sehr gut dargestellt ist die Wirkung auf das DHEAS, das unter Einfluss des kombinierten ethinylöstradiolhaltigen Präparates um 24% signifikant abfällt. Ursächlich dafür ist, so wird es in der Publikation diskutiert, der etwas geringere ACTH-Stimulus durch den hohen Gesamt-Cortisolwert – wobei andererseits der Anteil freien Cortisols, wie dargestellt, stabil und unauffällig bleibt. Da DHEAS auch zu 10% aus dem Ovar stammt könnte es meiner Meinung nach auch sein, dass sich bei der Spiegelveränderung die Auswirkung auf die ovarielle Achse zeigt.

So oder so: Die Studie belegt ein weiteres Mal die gute antiandrogene Potenz von Ethinylöstradiol. Inwieweit die Wirkung auf den Cortisolhaushalt relevant ist für die einzelne Anwenderin, so die Autorengruppe, bleibt spekulativ.

Ihr

Michael Ludwig