Alopecia areata ist auch in der gynäkologischen Praxis gelegentlich Thema, wenn Patientinnen sich wegen des Problems primär dorthin wenden. Tatsächlich gehört dies immer eine dermatologische Betreuung, was Diagnostik und Therapie angeht. Patienten mit einem Haupthaarverlust von 25-50% haben in 1/3 der Fälle auch auf Dauer mit weiterem Haarverlust zu kämpfen, in einem weiteren 1/3 kommt es zum Fortschreiten zur Alopecia areata totalis mit einer geringfristigen Chance auf langfristige Besserung.
Nun wurde eine neue Substanz, Baricitinib, in zwei prospektiven, randomisierten, doppelt-blinden Studien untersucht. (Brett King et al. Two Phase 3 Trials of Baricitinib for Alopecia Areata. N Engl J Med 2022; 386:1687-1699) Baricitinib ist ein oraler Janus Kinase (JAK) Inhibitor, der – wie der Name sagt – in der JAK Familie von 4 intrazellulären Tyrosinkinasen eingreift, die ein Zytokinsignal in seine physiologische Wirkung umsetzen. Studien haben gezeigt, dass eine Alopecia areata offenbar durch die Wirkung von Interferon g und Interleukin 15 vermittelt wird. Andere JAK Inhibitoren, Ruxolitinib und Tofacitinib, wurden in Fallberichten und Fallserien bereits als vorteilhaft beschrieben.
Diese erste prospektive, randomisierte Studie zeigt vielversprechende Ergebnisse bei 1.200 Patientinnen und Patienten mit einer fortgeschrittenen Alopecia areata (Severity of Alopecia tool, SALT, ≥ 50, entsprechend mindestens 50% Verlust des Kopfhaares). Mit der 4 mg Dosis konnte nach 36 Wochen ein SALT von ≤ 20 in 38,8% (vs. 6,2% in der Placebo-Gruppe) erreicht werden. Eine 2 mg Dosis war auch effektiv, zeigte jedoch weniger Erfolg mit einem prozentualen Unterschied zur Placebo-Gruppe von 16,6% vs. 32,6% in der 4 mg Studie.
Nebenwirkungen wie Akne, erhöhte Kreatininkinasen und erhöhte Cholesterinwerte traten auf, die Wahrscheinlichkeit eines Abbruchs der Studie war aber nicht relevant unterschiedlich in den Behandlungs- und Placebo-Gruppen. Insbesondere Infektionen und v.a. opportunistische Infektionen traten nicht gehäuft auf unter Baricitinib.
Zwei Autoren eines Editorials sehen in dieser Studie eine große Hoffnung für Betroffene – wohl zu Recht, denn bisher gibt es keinen vielversprechenden Therapieansatz. (Andrew Messenger und Matthew Harris. Baricitinib in Alopecia areata. N Engl J Med 2022; 386: 1751-1752). Allerdings sehen sie auf lange Sicht das Problem der Therapiekosten bei einem voraussichtlich nicht günstigen Medikament.
Ihr
Michael Ludwig
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