Tragen hormonelle Kontrazeptiva zum Risiko von Mammakarzinomen bei? Aufgrund der aktuellen Datenlage gehe ich davon aus, dass es so ist, auch wenn das Risiko gering ist (s.a. https://optimist-verlag.de/blog/2018/01/02/mammarkarzinom-und-hormonelle-kontrazeption/).
Nun erscheint eine Meta-Analyse, die ich schon zitiert gesehen habe mit dem Hinweis, das Risiko werde nicht erhöht. Tatsächlich ist zwar das Risiko „über alles“ bei Jemals-Anwenderinnen gegenüber Nie-Anwenderinnen nicht erhöht (OR 1,01, 95% KI 0,95 – 1,07), im Detail kommt die Autorengruppe aber zu einem anderen Ergebnis: bei Anwendung über mehr als 5 Jahre war das Risiko signifikant erhöht (RR 1,09, 95% KI 1,01 – 1,18), das galt auch bei Anwendung vor einer ersten ausgetragenen Schwangerschaft (OR 1,14, 95% KI 1,01 – 1,28) (Wiesław Kanadys et al. Use of Oral Contraceptives as a Potential Risk Factor for Breast Cancer: A Systematic Review and Meta-Analysis of Case-Control Studies Up to 2010. International Journal of Environmental Research and Public Health 2021; 18: 4638 – 4664).
Hinzu kommt, dass die Studiendaten meiner Einschätzung nach Schwächen haben: So bleibt mir auch beim Lesen des gesamten Beitrags unklar, warum nur Studiendaten bis 2010 berücksichtigt worden sind. Zudem finden sich keine Auswertungen für einzelne Gruppen hormoneller Kontrazeptiva, also insbesondere die Unterscheidung von kombinierten Kontrazeptiva und oralen Gestagen-Mono-Präparaten. Depot-MPA oder Levonorgestrel-IUDs werden in dieser Studie – nur orale Kontrazeptiva – nicht betrachtet. Berücksichtigt wurden in der Auswertung ausschließlich kombinierte Kontrazeptiva, die von 44,8% der Frauen mit Mammakarzinom (32.326/72.030) und 43,2% der Frauen ohne Mammakarzinom (53.365/123.650) angewendet wurden. Unterschieden wurde nicht nach Gestagenen oder der Dosis des enthaltenen Ethinylöstradiols.
Die Arbeit enthält zahlreiche Verweise auf Studien und verschiedenste Auswertungen – insofern ist sie von daher lesenswert. Ich sehe meine bisherige Meinung, dass das Risiko geringfügig erhöht wird, eher bestätigt als widerlegt. Wer möchte, kann die Studie frei downloaden: https://www.mdpi.com/1660-4601/18/9/4638.
Ihr
Michael Ludwig
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