Kleine Myome (< 3 cm) wachsen postmenopausal eher als große (≥ 5 cm). Dies gilt insbesondere für übergewichtige oder adipöse Patientinnen, so eine retrospektive Studie mit 102 postmenopausalen Frauen in China (Minghong Shen et al. Growth of surgically confirmed leiomyomas in postmenopausal women: analysis of the influencing factors. Menopause, im Druck). Die Daten sind insofern interessant, weil man eher davon ausgeht, dass die gynäkologischen Organe und ebenso Myome eher in der Größe abnehmen. Eine entsprechende Langzeituntersuchung hatte ich dazu vor einigen Monaten berichtet (https://optimist-verlag.de/blog/2020/05/07/rueckbildung-von-uterus-und-endometrium-postmenopausal/).

Die vorliegende Arbeit berichtet, dass die endogen noch zirkulierenden Sexualhormone offenbar im Einzelfall ausreichen, das Wachstum zu stimulieren. So wird ein mittleres Wachstum von 12,9% alle 6 Monate angegeben (95% KI -61,4 – 184,1). Bei einer Adipositas lag das Wachstum bei 26,6% (95% KI 2,3 – 50,9), bei Übergewicht bei 15,9% (95% KI 0,4 – 31,4). Während große Myome eher schrumpften (-30%, 95% KI -52,4 – -7,5), nahmen kleinere Myome eher in ihrer Größe zu. Dieses Phänomen erklären die Autoren mit einer veränderten Blutversorgung bei größeren Myomen, die schlechter werde, so dass es eben weniger Wachstum geben könne.

Eine andere kürzlich publizierte Übersichtsarbeit kommt auch zu dem Schluss, dass Myome häufig perimenopausal erstmalig symptomatisch werden, so werden dort Daten von 1.790 Lehrerinnen berichtet, bei denen über 30% der neu diagnostizierten Myome zwischen 40 und 49 Jahren auftraten. Postmenopausal, so diese Arbeit, nehmen Myome in Größe und Inzidenz eher ab (Mara Ulin et al. Uterine fibroids in menopause and perimenopause. Menopause 2020; 27: 238 – 242).

Meine Einschätzung ist, dass durch die perimenopausalen hormonellen Herausforderungen, mehr hormonelle Schwankungen und maximale Östradiol-Spitzenkonzentrationen, ein myomatös veränderter Uterus eher zu Symptomen, d.h. Blutungsstörungen, führt und so die Myome tendentiell häufiger entdeckt werden – ein Beobachtungs- oder Selektions-Bias, sozusagen. Das würde heißen, dass die Myome eher nicht neu gewachsen sind, sondern schon länger präsent waren aber eben erst in dieser Lebensdekade symptomatisch geworden sind. Daten für diese Überlegung fehlen noch.

Um das Thema zu komplettieren habe ich auch eine Arbeit herausgesucht, die sich der Frage angenommen hat, ob eine Hormonersatztherapie postmenopausal bei einem Uterus myomatosus nachteilig sein könnte (Vedhapriya Srinivasan et al. Hormone therapy in menopausal women with fibroids: is it safe? Menopause 2018; 25: 930 – 936). Fazit dieser Übersichtsarbeit: Die vorliegenden Studien geben keine einheitliche Antwort. Unterm Strich zeigen die Untersuchungen in den meisten Fällen keinen signifikanten Einfluss auf das Myomwachstum, weder in die eine noch in die andere Richtung, so dass eine HRT per se in diesen Fällen nicht kontraindiziert ist. Möglicherweise, so die Autorengruppe, könnte ein hoher Gestagenanteil – whatever that is – nachteilig sein und die Myome eher zum Wachstum anregen.

Ihr

Michael Ludwig