Aus China werden Daten zum Thema „TSH und Schwangerschaft“ publiziert (Ying Yang et al.  Preconception Thyrotropin Levels and Risk of Adverse Pregnancy Outcomes in Chinese Women Aged 20 to 49 Years. JAMA Network Open 2021; 4: e215723). Daten von 5,84 Millionen Frauen wurden eingeschlossen, 20-49 Jahre alt, bei denen ein TSH im Rahmen der Konzeptionsberatung gemessen worden war und die dann innerhalb von 6 Monaten danach konzipiert hatten (1.1.2013-31.12.2017).

Die Frauen waren im Mittel 26,30 ± 4,10 Jahre alt, das TSH lag bei 1,60 mIE/l mit einer Range (unteres bis oberes Quartil, IQR) von 1,06 – 2,37 mIE/l). Eingeschlossen von der ursprünglich über 6 Millionen Frauen waren nur solche mit Einlingsschwangerschaften sowie Dokumentation des Schwangerschaftsverlaufs. Ausgeschlossen waren zudem diejenigen, die mehr als 6 Monate nach der TSH-Bestimmung konzipiert hatten.

Die Autorengruppe kommt aufgrund der Daten zu dem Schluss, dass gegenüber der Referenzgruppe (TSH 0,37 – 2,49 mIE/l, n = 4.310.340, und TSH 2,50 – 4,97, n = 1.160.286) diejenigen mit niedrigem TSH (< 0,10 oder 0,10 – 0,36 mIE/l, n = 223.181) oder diejenigen mit hohem TSH (4,99 – 9,99 mIE/l und > 10,0 mIE/l, n = 147.087) ein höheres Frühgeburtsrisiko, ein höheres SGA-Risiko sowie ein höheres Risiko für neonatale Sterblichkeit zeigten.

Allerdings zeigten Frauen mit niedrigem (< 0,37 mIE/l) oder hohem (≥ 4,88 mIE/l) TSH in ihrer Anamnese einen höheren Nikotinabusus, mehr Alkoholkonsum, einen höheren Bildungsabschluss und anamnestisch mehr auffällige Schwangerschaftsverläufe. Frauen mit hohem TSH waren zudem älter, hatten einen höheren BMI, höhere Blutdruckwerte – Frauen mit niedrigem TSH hatten ein höheres Risiko für Untergewicht und einen präexistenten Diabetes mellitus.

Die Autoren berichten zudem, dass der mediane TSH-Wert bei denjenigen, die innerhalb von 6 Monaten konzipierten – die Studiengruppe – mit 1,60 mIE/L (IQR 1,06 – 2,37) signifikant niedriger war als in der Gruppe derjenigen, die erst danach konzipierten (n = 831.593, 1,75 mIE/l, IQR 1,19 – 2,56).

Der Wert der Daten liegt sicherlich in der hohen Zahl untersuchter Personen sowie in dem präkonzeptionellen Ansatz.

Allerdings zeigen die Daten keinen kausalen Zusammenhang – sie zeigen, gerade aufgrund der exzellenten Herausarbeitung von Risikounterschieden in den Populationen, Assoziationen! Ein hohes oder niedriges TSH deutet auf ein grundsätzlich erhöhtes Risiko hin. Einige definierte Risiken ließen sich eruieren und definieren und insofern in einer multivariaten Analyse berücksichtigen – aber es mag, ja es wird mehr geben, die das Outcome beeinflussen und eben auch einen Einfluss auf die Schilddrüsenhormonwerte haben.

TSH ist ein „Risikoparameter“, ggf., in bestimmten Lebenssituation – aber einen kausalen Zusammenhang mögen diese Daten nicht zeigen und beweisen insofern auch in keiner Weise, dass eine L-Thyroxin-Gabe zur Senkung des TSH, einen positiven Wert haben wird, was den Schwangerschaftsverlauf und das -outcome angeht. An der bisherigen Datensituation ändert sich insofern meiner Meinung nach nichts.

Ihr

Michael Ludwig