Im aktuellen Heft erscheint die Publikation der prospektiv, randomisierten, doppelt-blinden PRISM-Studie (Progesteron in spontaneous miscarriage) (A. Coomarasamy et al. A Randomized Trial of Progesterone in Women with Bleeding in Early Pregnancy. New England Journal of Medicine 2019; 380: 1815-1824).

Die Frage, die gestellt wurde, ist vergleichsweise alt: Hilft die Gabe von Progesteron im Falle eines Abortus imminens? Die dazugehörige Cochrane Analyse berichtet seit Jahren, dass dem nicht so ist. Dennoch wird die Progesterongabe noch immer regelmäßig angewendet.

Eingeschlossen in diese Studie wurden Frauen zwischen 18 und 39 Jahre vor der vollendeten 12. Schwangerschaftswoche mit nachweisbarer intrauteriner Schwangerschaft und vaginaler Blutung.  Die Studiengruppe erhielt 2 x täglich 400 mg Progesteron vaginal (n = 2.079), die Kontrollgruppe (n = 2.074) ein entsprechendes Placebo jeweils bis zur vollendeten 16. Schwangerschaftswoche. Die Gruppen waren bzgl. Alter (30,6 vs. 30,5 Jahre), BMI (26,4 vs. 26,5 kg/m2) und dem medianen Gestationsalter, zu dem die Therapie begann (50 vs. 51 Tage), sehr gut vergleichbar zwischen Studien- und Kontrollgruppe.

Die Primäranalyse zeigte keinen signifikanten Unterschied in der Lebendgeburtwahrscheinlichkeit zwischen der Progesteron- und Placebo-Gruppe (75% vs. 72%, RR 1,03, 95% KI 1,00 – 1,07, p = 0,08). Relevant und sehr interessant ist eine der zahlreichen Subgruppenanalysen, die abhängig von der Zahl vorangehender Aborte durchgeführt wurde. Ohne vorangehenden Abort zeigte sich weiterhin kein Unterschied (RR 0,99, 95% KI 0,95 – 1,04). Bei 1-2 Aborten blieb der Unterschied nicht signifikant (RR 1,04, 95% KI 1,00 – 1,12). Allerdings ergab die Analyse für Frauen mit 3 oder mehr Aborten einen signifikanten Vorteil für die Progesterongabe (n = 148) gegenüber den Kontrollen (n = 137): RR 1,28, 95% KI 1,08 – 1,51).

Die Schlussfolgerung der Autoren bezogen auf die Primärauswertung ist eindeutig: Kein Vorteil der Progesterongabe bei Frauen mit Abortus imminens. Meiner Meinung nach kann man die Sekundäranalyse allerdings nicht außer Acht lassen, da sie ein vieldiskutiertes Thema anschneidet, das gerade auch durch die Arbeit dieser Gruppe in den vergangenen Jahren sehr kritisch diskutiert wird: Hilft Progesteron bei Frauen mit habituellen Aborten. Ggf. sehen wir hier eine Antwort auf die bislang kontroverse Datenlage: Es mag helfen, Progesteron in Schwangerschaften bei Frauen mit habituellen Aborten zu geben, wenn es zu einer vaginalen Blutung kommt. Allen Frauen das Präparat zu geben hatte in einer früheren großen, prospektiven, randomisierten und doppelt-blinden Studie keinen Effekt gezeigt.

Ihr

Michael Ludwig