Eine systematische Übersichtsarbeit hat das Thrombose-Embolie-Risiko für verschiedene Thrombophilietypen unter Anwendung kombinierter Kontrazeptiva untersucht. (Naomi K. Tepper et al. Thrombosis risk with the use of hormonal contraception among women with thrombophilia: An updated systematic review. Contraception. 2025; im Druck: DOI: 10.1016/j.contraception.2025.110943)

Die Autorinnen identifizierten 18 Studien (meist Fall-Kontroll-Design) zu kombinierter hormoneller Kontrazeption bei Frauen mit unterschiedlichen Thrombophilien wie Faktor-V-Leiden-, Prothrombin-Gen-Mutationen oder Antithrombinmangel. Insgesamt zeigte sich ein konsistentes, erhöhtes Thrombose-Embolie-Risiko im Vergleich zu Nichtanwenderinnen ohne Thrombophilie. Die Odds Ratios lagen meist zwischen 5 und 60, abhängig von der jeweiligen Studie und Thrombophilieart.

Der Review liefert keine differenzierten Ergebnisse nach Ethinylöstradiol-Dosis.

Die Übersichtsarbeit bezog sich zudem ausschließlich auf kombinierte orale Kontrazeptiva mit Ethinylöstradiol. Andere Östrogene wie Östradiol, Östradiolvalerat oder Estetrol wurden in den eingeschlossenen Studien nicht untersucht oder berichtet.

Allerdings erwarte ich auch für diese Kombinationen aktuell keine anderen Ergebnisse in dieser Risikogruppe. Inwieweit sich Estetrol auf lange Sicht mit ausreichender Datenbasis doch als ein favorisiertes Östrogen in Hinblick auf das Thromboserisiko auszeichnen wird, ist momentan noch mangels fehlender Daten spekulativ.

Spezifische Aussagen zu Desogestrel oder Drospirenon fehlen in diesem Review ebenfalls. Es gab bei den 18 eingeschlossenen Studien lediglich 2, die überhaupt Daten zu Gestagen-Mono-Präparaten ohne nähere Differenzierung eingeschlossen hatten. Eine fand kein Risiko, eine andere ein 5-fach erhöhtes Risiko bei Frauen mit einer Faktor V Leiden Mutation (aOR 5,4, 95 % KI 2,4 – 13) gegenüber solchen Frauen, die keine Faktor V Leiden Mutation trugen und keine hormonelle Kontrazeption anwendeten. Die Autorinnen betonen, dass die Evidenz für orale Gestagen-Mono-Präparate insgesamt unzureichend ist, um eine klare Aussage zum Thromboserisiko bei Frauen mit Thrombophilie zu treffen.

Meine persönliche Auffassung ist, dass anhand der vorliegenden Daten kein erhöhtes Risiko für die oralen Gestagen-Mono-Präparate bzgl. des Thromboserisikos angenommen werden muss. Dies wird durch eine weitere aktuelle Arbeit derselben Arbeitsgruppe gestützt, in der die Daten zu Gestagen-Mono-Präparaten und dem Thromboserisiko beurteilt wurden. (Naomi Tepper et al. Progestin-only contraception and thrombosis: an updated systematic review. Contraception 2025; im Druck: doi:10.1016/j.contraception.2025.110978) Die Daten von 33 Artikeln gingen darin ein. Lediglich für Depot-MPA wurde ein erhöhtes venöses Thromboserisiko beschrieben. Für orale Gestagen-Mono-Präparate – Desogestrel, Drospirenon, Levonorgestrel – fanden sich keine Hinweise auf ein erhöhtes venöses oder arterielles Risiko.

Ihr

Michael Ludwig