Die Wahl der Verhütungsmethode hat Auswirkungen, die weit über den reinen Empfängnisschutz hinausgehen. Eine neue Analyse aus der ECHO-Kohorte (Evidence for Contraceptive Options and HIV Outcomes) zeigt, wie unterschiedlich Kupferspirale, Levonorgestrel-Implantat (LNG-Implantat) und Depot-MPA (DMPA-IM) auf das Vaginalmikrobiom und die lokale Immunabwehr wirken können – mit potenziellen Implikationen für gynäkologische Gesundheit und Infektionsrisiken. Serrano et al. Effect of contraceptive methods on the vaginal microbiome and host immune factors. Contraception 2025: im Druck: doi.org/10.1016/j.contraception.2025.110936)

Untersucht wurden 162 HIV-negative Frauen, die randomisiert eine der drei Verhütungsmethoden erhielten. Über drei Monate hinweg wurden Veränderungen im Mikrobiom und in entzündungsrelevanten Immunmarkern erfasst.

Besonders auffällig war das Profil der Kupferspirale: Sie war mit einer signifikant erhöhten mikrobiellen Diversität (p = 0,01) sowie einer Abnahme der protektiven Lactobacillus-Variante L. crispatus assoziiert. „Diversität“ bedeutet dabei im Rahmen der Mikrobiomanalyse, dass in diesem Fall das vaginale Mikrobiom nicht von einem Keim dominiert wird, was beim vaginalen Mikrobiom als positiv angesehen wird. Gleichzeitig stieg die Häufigkeit potenziell pathogener Keime wie Gardnerella vaginalis, BVAB1 und Atopobium vaginae – typische Vertreter eines bakteriellen Ungleichgewichts (Dysbiose). Die Wahrscheinlichkeit, zu einem weniger günstigen Mikrobiomprofil zu wechseln, war bei Anwenderinnen der Kupferspirale höher als bei den anderen beiden Methoden. Parallel dazu zeigten sich erhöhte Konzentrationen proinflammatorischer Zytokine wie IL-6 und IL-1β sowie antimikrobieller Peptide (HBD-1, HBD-2).

Anders das Bild beim LNG-Implantat: Hier blieb das Mikrobiom vergleichsweise stabil, L. crispatus-dominierte Profile nahmen sogar zu. Entzündungsmarker wie IP-10 und SLPI – beide mit protektiven Zuständen assoziiert – stiegen an. Auch der als klassisch proinflammatorisch geltende Zytokin TNF-α war in dieser Gruppe erhöht, allerdings im Kontext eines „guten“ Mikrobiomprofils. Das weist auf komplexe, möglicherweise protektive Immun-Mikrobiom-Interaktionen hin.

Das Depotpräparat DMPA-IM blieb hinsichtlich seiner Wirkung relativ neutral: Weder Mikrobiom noch Immunmarker zeigten relevante Veränderungen – ein Befund, der die bislang uneinheitliche Datenlage zur Wirkung dieses Gestagenpräparats stützt.

Die Autoren weisen darauf hin, dass ein L. crispatus-dominiertes Vaginalmilieu mit einer reduzierten Anfälligkeit für bakterielle Vaginose, HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen verbunden ist. Demgegenüber sind Dysbiosen – wie sie unter Kupferspiralanwendung häufiger auftraten – mit einem erhöhten Entzündungsniveau, erhöhter epithelialer Vulnerabilität und ungünstigen Schwangerschaftsverläufen wie Aborten assoziiert. Wichtig ist dabei „kann“ und „assoziiert“ – die meisten Frauen sind mit einer Kupferspirale zufrieden und beschwerdefrei und haben konsekutiv keine Probleme. Relevant sind die Daten dennoch, da sie uns im Einzelfall auf eine kausale Ursache aufmerksam machen können!

Ihr

Michael Ludwig