Eine sehr interessante Auswertung erscheint zum Sexualverhalten unter dem Einfluss verschiedener kontrazeptiver Methoden. (G. Justus Hofmeyr et al. Sexual behaviour among women using intramuscular depot medroxyprogesterone acetate, a copper intrauterine device, or a levonorgestrel implant for contraception: Data from the ECHO randomized trial. PLoS ONE 19: e0299802.
Die Studie analysiert die Auswirkungen von drei Verhütungsmethoden – Depot-MPA, eine 380 mm2 Kupferspirale und ein Levonorgestrel-Implantat (Jadelle) – auf das sexuelle Verhalten, das sexuelle Verlangen und das Menstruationsmuster von Frauen. Die Daten stammen aus der ECHO-Studie (Evidence for Contraceptive Options and HIV Outcomes) mit 7.829 HIV-negativen Frauen aus vier afrikanischen Ländern. Diese Verhütungsmethoden wurden randomisiert zugeordnet und über 12-18 Monate in ihrer Wirkung alle 3 Monate retrospektiv über die persönliche Angabe der Studienteilnehmerinnen evaluiert.
Neben Unterschieden im sexuellen Risikoverhalten wurden auch Daten zur sexuellen Lust ausgewertet.
Diese wird im Abstract als mittlere Rate über die 18 Monate Beobachtungszeit angegeben, mit einem Risiko für gemindertes sexuelles Verlangen in 1,6 %, 0,5 % und 1,1 % für Depot-MPA, die Kupferspirale und das Levonorgestrel-Implantat. Die Rate für Depot-MPA war jeweils signifikant höher sowohl gegenüber der Kupferspirale (RR 2,81, 95 % KI 2,13 – 3,70) als auch gegenüber dem Implantat (RR 1,39, 95 % KI 1,09 – 1,76). Schaut man in die detailliert angegebenen Daten, dann liegt diese Angabe der Studienteilnehmerinnen bei der ersten Befragung (1 Monat nach Start mit der Methode) bei 3,1 %, 1,95 % bzw. 1,82 % und nach 18 Monaten bei 1,08 %, 0,63 % bzw. 0,18 % jeweils für Depot-MPA, das Levonorgestrel-Implantat und die Kupferspirale.
Die Wahrscheinlichkeit einer Amenorrhoe betrug 49 %, 41 % und 9,2 % für Depot-MPA, das Implantat oder die Kupferspirale. Andersherum gaben 78 %, 35 % und 26 % bei Anwendung der Kupferspirale, des Implantats oder Depot-MPA einen regelmäßigen Zyklus an.
Das Risiko einer selbst wahrgenommenen Einschränkung der sexuellen Lust war insofern sehr niedrig und nahm über die Beobachtungsphase hinweg ab. Man könnte annehmen, dass ein hormoneller Einfluss erkennbar ist. Man könnte auch – alternativ – vermuten, dass es eher die Auswirkung auf die ovarielle Aktivität ist, die ein Problem darstellt, wenn keine Follikelreifung mehr stattfindet bzw. keine Ovulation mehr. Offenbar, und das ist eine für die Praxis wie ich denke relevante Beobachtung, gewöhnen sich die Anwenderinnen der unterschiedlichen Methoden an diese Einflüsse und die wahrgenommenen Einschränkungen nehmen signifikant ab.
Ihr
Michael Ludwig
Hinterlassen Sie einen Kommentar
You must be logged in to post a comment.