Eine Publikation mit real world data zur Anwendung transdermaler Östardiolpräparate, also Daten von Anwenderinnen außerhalb einer Studie, zeigt interessante Ergebnisse zu den erwartbaren Östradiolspiegeln. (Sarah Glynne et al. The range and variation in serum estradiol concentration in perimenopausal and postmenopausal women treated with transdermal estradiol in a real-world setting: a cross-sectional study. Menopause 2024; im Druck: DOI: 10.1097/GME.0000000000002459)

Laut bisherigen Daten, so die Autorinnen und Autoren, sind 50 % der Frauen mit vasomotorischen Beschwerden ausreichend therapiert bei einem Serumwert von 200 pmol/l (ca. 50 pg/ml). Nahe 100 % sind therapiert bei 400 pmol/l (ca. 100 pg/ml).

Diese Querschnittstudie umfasst 1.508 Frauen, die mindestens 3 Monate eine transdermale Applikation angewendet haben (Gel, Pflaster, Spray).

Im Median lagen die Östradiolwerte bei 355,26 pmol/ (IQR 198,44 – 646,15 pmol/l) entsprechend 96,76 pg/ml (IQR 54,07 – 176,08 pg/ml). Jüngere Frauen hatten höhere Werte, was die Autor:innen auf die perimenopausal schwankenden endogenen ovariellen Aktivitäten zurückführen. Es wird nicht diskutiert und insofern offenbar nicht vermutet, dass jüngere Anwenderinnen die transdermalen Präparate besser resorbieren.

Vor allem relevant ist die Beobachtung, dass 25 % subtherapeutische Werte hatten (nach Definition der Publikation) und 31,7 % trotz der empfohlenen Höchstdosis von 4 Pumpstößen Gel, unterhalb des empfohlenen Bereichs von 200 pmol/l (etwa 50 pg/ml) lagen.

In der Diskussion wird darauf eingegangen, dass die therapeutische Schwankungebreite groß ist, dass also teilsweise schlicht weniger Östradiol im Serum benötigt wird, um Beschwerdefreiheit zu erreichen. Insofern halte ich die routinemäßige Messung von Östradiol unter einer HRT auch für überflüssig. Das sehen die Autor:innen der Studie grundsätzlich auch so. Allerdings zeigen die Daten,  dass 1/4 der Frauen unter 200 pmol/l also unter 50 pg/ml bleiben, Wenn also keine Beschwerden bestehen, man aber eine prophylaktische HRT wünscht, dann ist eine Spiegelmessung unbedingt sinnvoll. Das gilt insbesondere für Fraue mit prämaturer Ovarialinsuffizienz, die häufig nicht unter vasomotorsichen Beschwerden leiden, aber bzgl. ihrer Knochengesundheit und der kardiovaskulären Gesundheit maximal von einer gut dosierten HRT profitieren. Genauso gilt dies – mit ähnlich hoher Wahrscheinlichkeit – für Frauen mit früher Menopause (> 40 aber < 45 Jahre), für die ebenso ein gesundheitlicher Nutzen der prophylaktischen HRT außerhalb der Therapie vasomotorischer Beschwerden angenommen wird.

Umfangreiche und sehr gute, hilfreiche Daten!

Ihr

Michael Ludwig