Aktueller Stand der Daten ist, dass unter einer HRT ein Ovarialkarzinom häufiger auftritt – unabhängig davon, ob eine Östrogen-Mono-Therapie oder eine kombinierte Therapie durchgeführt werden.

Eine Datenbankanalyse (Gesundheits-Checkup und Versicherungsdaten vom 1.1.2002 bis 31.12.2019 des Korea’s National Health Insurance Service) wird nun publiziert. (Jin-Sung Yuk und Myounghwan Kim. Effects of menopausal hormone therapy on the risk of ovarian cancer:

Health Insurance Database in South Korea–based cohort study. Menopause 2023, im Druck: DOI: 10.1097/GME.0000000000002176)

Die Daten wurden adjustiert bzgl. Alter, BMI, Wohnort, sozio-ökonomischer Status, eines Ko-Morbiditäts-Index, Menarchenalter, Menopausenalter, Parität, Rauchen, Alkohol, physische Aktivität und Dauer seit der Menopause. Es standen so die Daten von 373.271 Frauen unter einer Therapie und 1.009.382 Frauen ohne Therapie zur Verfügung.

Unter Tibolon zeigte sich dabei ein reduziertes Risiko für Ovarialkarzinome (HR 0,84, 95% KI 0,75 – 0,93), für alle anderen Therapieformen ergab sich kein Einflussfaktor. Das Risiko kombinierter Präparate lag bei HR 1,07 (95% KI 0,94 – 1,22), das von oralen Östrogenpräparaten bei HR 1,03 (95% KI 0,85 – 1,24).

Die Gruppe der Tibolon-Anwenderinnen war die größte in dieser Kohorte (n = 190.353), gefolgt von zugelassenen kombinierten Östrogen-Gestagen-Präparaten (n = 125.383). Die nächstgrößte Gruppe war mit n = 49.203 die Gruppe von Anwenderinnen oraler Östrogenpräparate.

In der Publikation werden die Vor- und Nachteile der Studie kritisch gegeneinander abgewogen, wobei die Vorteile einer nicht-selektierten nationalen Kohorte mit prospektiv gesammelten, wenn auch retrospektiv ausgewerteten Daten einer großen Zahl von Anwenderinnen sicherlich ein relevanter Punkt sind. Kritisch wird auch die bisherige Literatur diskutiert, die ein signifikantes aber in Absolutzahlen extrem geringes zusätzliches Risiko für Ovarialkarzinome vermuten lässt (0,8 zusätzliche Fälle und 0,6 zusätzliche Todesfälle auf 10.000 Frauen pro Jahr einer Therapie mit enier HRT). In den meisten Fällen handelt es sich um Beobachtungsdaten. Die einzige prospektive, randomisierte Studie (WHI) hat kein erhöhtes Ovarialkarzinomrisiko beschrieben (unter kombinierter Therapie nach 5,6 Jahren HR 1,41, 95% KI 0,72 – 2,66, nach 13 Jahren follow-up HR 1,24, 95% KI 0,83 – 1,87).

Insofern sind die Daten hochinteressant und relevant für die Einschätzung eines offenbar nicht so relevanten Risikos einer HRT.

Ihr

Michael Ludwig