Ein systematischer Review hat 71 Studien inkludiert und ausgewertet, um den Einfluss von Übergewicht und Adipositas auf die Entwicklung eines PCO-Syndroms zu beurteilen. (Laurence J. Dobbie et al. Childhood, adolescent, and adulthood adiposity are associated with risk of PCOS: a Mendelian randomization study with meta-analysis. Human Reproduction 2023; im Druck: doi.org/10.1093/humrep/dead053) Das Ergebnis zeigt eine „kausale Assoziation“ metabolischer Parameter und Übergewicht oder Adipositas mit einem PCO-Syndrom. So ist die Wahrscheinlichkeit eines PCO-Syndroms auf das 4,99fache bei Vorliegen einer Adipositas erhöht (OR 4,99, 95% KI 3,74 – 6,67).

Nun ist das Ergebnis per se nicht verwunderlich: Frauen mit PCO-Syndrom haben eine höhere Wahrscheinlichkeit für Adipositas.

Ich vermute jedoch auch einen essentiellen Fehler, weil zu häufig und falsch ein PCO-Syndrom bei adipösen  Frauen diagnostiziert wird. Anders gesagt: Eine adipositas-bedingte zentrale Regulationsstörung der Follikelreifung sieht ähnlich oder genauso aus wie ein PCO-Syndrom bei jedoch umgekehrter Pathophysiologie – ich habe dieses Thema schon häufiger diskutiert. Eine Adipositas führt zur Follikelreifungsstörung mit Zyklusstörungen einerseits und sekundär (!) zu einer Insulinresistenz. Das klinische Bild ist am Ende dasselbe wie das eines PCO-Syndroms.

Insofern hilft diese Studie bei all der investierten Arbeit meiner Meinung nach nicht weiter, weil sehr wahrscheinlich bereits die eingeschlossenen Studien ge-biast waren.

Ihr

Michael Ludwig