Eine interessante Frage ist, ob das Auftreten eines isolierten Hirsutismus ein metabolischer Risikofaktor ist – also ähnlich zu betrachten ist, wie ein PCO-Syndrom. Dazu gibt es eine aktuelle Fall-Kontroll-Studie mit 334 Betroffenen und 1.226 Kontrollen. (Mahmoudieh L et al. Idiopathic hirsutism and metabolic status: a population-based prospective cohort study. Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism 2023;108:114-123) Die Androgene der Betroffenen waren höher, allerdings gab es über einen Zeitraum von 16 Jahren kein erhöhtes metabolisches Risiko inkl. eines Bluthochdrucks, eines Prädiabetes oder eines metabolischen Syndroms.

Die gleiche Arbeitsgruppe hatte kürzlich eine Meta-Analyse zu diesem Thema publiziert und 20 Studien inkludiert. (Amiri M. et al. Insulin resistance and idiopathic hirsutism: a systematic review, meta-analysis, and meta-regression. Journal of Cosmetics and Dermatology 2023, im Druck: doi: 10.1111/jocd.15070) Dort war die Schlussfolgerung, dass ein erhöhtes Nüchtern-Insulin und eine erhöhte Nüchtern-Glukose mit einem idiopathischen Hirsutismus assoziiert wären, insofern eine entsprechende Abklärung empfohlen ist. Das unadjustierte Risiko für die Entwicklung eines Typ 2 Diabetes mellitus war erhöht (HR 1,45, 95% KI 1,00 – 2,11), das Risiko verschwand allerdings nach Adjustierung der Daten, was vermuten lässt, dass es eben begleitende Risikofaktoren sind und nicht der idiopathische Hirsutismus, der für das metabolische Risiko verantwortlich ist.

Die Diskrepanz beider Untersuchungen – der Fall-Kontroll-Studie und der Meta-Analyse – beschäftigt ein Editorial. (Dimakopoulou A., Clarke S.A., Jayasena C.N. Screening for Adverse Metabolic Consequences in Women With Idiopathic Hirsutism—Is it Relevant? Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism 2023; 108: e38–e39) Die 3 Autorinnen sehen die Besonderheit der Einzelstudie – im Übrigen der größten, die jemals durchgeführt wurde – darin, dass dort in einem Region mit hoher Prävalenz eines idiopathischen Hirsutismus untersucht wurde, so dass ggf. ein anderer kausaler Hintergrund bestanden haben könnte. Insofern formulieren sie die Theorie, dass man abhängig vom ethnischen Hintergrund unterschiedliche Schwellenmarker für metabolische Risiken berücksichtigen müsste.

In jedem Fall können sich die Autorinnen des Editorials der Meinung der Studie anschließen, dass grundsätzlich bei Frauen mit einem idiopathischen Hirsutismus kein metabolisches Screening notwendig bzw. indiziert ist, wenn ein PCO-Syndrom ausgeschlossen wurde und keine anderen Risikofaktoren wie z.B. eine Adipositas bestehen. Aufgrund der relevanten Prävalenz von 5-20% weltweit müsste man aber den Einfluss auf die Lebensqualität durch einen idiopathischen Hirsutismus stets im Fokus behalten, so die drei Autorinnen.

Ihr

Michael Ludwig