Ein kardiologischer Beitrag beschäftigt sich mit dem long-QT-Syndrom, einer Herz-Reizleitungs-Störung, die insbesondere bei Frauen zu kardiovasuklären Problemen führen kann. Die Autoren haben den Einfluss von hormonellen Kontrazeptiva auf das Risiko kardiovaskulärer Ereignisse untersucht (Ilan Goldenberg et al. Use of oral contraceptives in women with congenital long QT syndrome. Heart Rhythm 2021; im Druck).

Es kommt durch diese Störung zu einer verlängerten ventrikulären Repolarisierung und so klinisch ggf. zu Synkopen, Herzstillstand oder plötzlichem Herztod. Bei Frauen ist das Risiko in der Adoleszenz, post partum und im perimenopausalen Übergang höher, Komplikationen bei bestehendem long-QT-Syndrom zu erleiden. Dies gilt insbesondere bei Vorliegen des LQTS-Typ 2-Genotyps. Pathogenetisch besteht eine Veränderung an den Kaliumkanälen, wobei Östradiol und Progesteron einen variierenden Effekt auf die Kanalaktivität haben und Testosteron die Kanalaktivität steigert und so die QT-Zeit verkürzt, d.h. normalisieren kann. Von daher treten Komplikationen bei Männer jenseits der Adoleszenz deutlich weniger häufig auf.

Die Daten stammen aus dem Rochester LQTS Registry, dort konnten 1.289 Frauen ohne hormonelle Kontrazeptiva und 370 mit hormonellen Kontrazeptiva identifiziert werden. Das Alter zum Zeitpunkt der Diagnose betrug 19 ± 13 bzw. 18 ± 11 Jahre, die follow-up Zeit 21,9 ± 7,4 bzw. 21,5 ± 7,0 Jahre. 21% der Patientinnen mit hormonellen Kontrazeptiva wendeten Präparate ausschließlich mit Östrogenen an (eine genauere Beschreibung dieser Präparate fehlt), 22% Präparate nur mit einem Gestagen und 57% kombinierte Präparate. Berücksichtigt waren ausschließlich orale Kontrazeptiva. In der Kontrollgruppe wurden keine oralen oder parenteralen Kontrazeptiva angewandt.

In der multivariaten Analyse zeigte sich ein erhöhtes Risiko für kardiale Ereignisse bei Anwendung von Gestagen-Mono-Präparaten (HR 2,54, 95% KI 1,09 – 5,91). Östrogen-Mono-Präparate und kombinierte Präparate zeigten kein erhöhtes Risiko gegenüber der Kontrollgruppe (HR 0,97, 95% KI 0,23 – 4,06 bzw. HR 1,30, 95% KI 0,90 – 1,88).

Ein LQT2-Genotyp hatte in der Gesamtgruppe der Anwenderinnen ein höheres Risiko als der LQT1-Genotyp (HR 1,71, 95% KI 1,38 – 2,15). Unter Anwendung von b-Blockern war das Risiko reduziert (HR 0,66, 95% KI 0,51 – 0,86).

Speziell für die Risikogruppe der Gestagen-Mono-Präparate-Anwenderinnen führte die begleitende Therapie mit b-Blockern dazu, dass kein erhöhtes Risiko mehr bestand (HR 0,54, 95% KI 0,49 – 1,14), während es ohne Anwendung signifikant erhöht war (HR 2,86, 95% KI 1,26 – 6,54). Insofern ergab sich eine signifikante Risikoreduktion (HR 0,22, 95% KI 0,07 – 0,74).

Diese Risikoreduktion auf kein Risiko trat auch ein, bei der erheblich gefährdeten Gruppe mit LQT2-Genotyp.

Die nachvollziehbare Schlussfolgerung der Autoren ist daher, dass bei Frauen mit long-QT-Syndrom die Anwendung von Gestagen-Mono-Präparaten durch eine Therapie mit b-Blockern flankiert werden muss. Bei Frauen mit LQT2-Genotyp führt zwar eine Therapie mit kombinierten Kontrazeptiva nicht zu einer Risikosteigerung (HR 1,51, 95% KI 0,78 – 2,93), allerdings führt in dieser Hoch-Risikogruppe die begleitende Therapie mit b-Blockern zu einer signifikanten Risikoreduktion (p = 0,037) mit einem resultierenden Risiko von HR 0,59 (95% KI 0,30 – 1,15).

Ihr

Michael Ludwig