Ich erlebe immer wieder Hormonbefunde zur Kommentierung, bei denen unter einer kombinierten HRT mit Progesteron der Serum-Progesteronspiegel kontrolliert wird. Es ist bekannt, dass der Serum-Progesteronspiegel kaum eine Korrelation mit der Endometriumwirkung zulässt, da er interindividuell bei gleicher Applikationsdosis sehr stark schwankt. Erfreulicherweise wurde dieses Thema anhand von Daten bei 85 IVF-Patientinnen von einer spanischen Arbeitsgruppe noch einmal untersucht (E. Labarta et al. Analysis of serum and endometrial progesterone in determining endometrial receptivity. Human Reproduction, im Druck).
Bei diesen Frauen wurden eine Serum- und eine Endometriumprobe nach 5 Tagen Gabe von 400 mg Progesteron alle 12 Stunden genommen. Vorab wurde das Endometrium mit 6 mg Östradiolvalerat täglich zur Proliferation gebracht, die Gestagengabe startete frühestens am Zyklustag 11, vorausgesetzt die Endometriumdicke betrug mindestens 6,5 mm, war trilaminär und der Progesteronwert lag unter 1,0 ng/ml. Von 79 Frauen lagen auswertbare Daten vor.
Aus den Proben erfolgte eine Hormonbestimmung sowie aus der Endometriumbiopsie die Beurteilung des Transkriptoms mittels eines standardisierten Tests (ERA), um die Endometriumrezeptivität valide einschätzen zu können.
Ein erstes Ergebnis zeigte eine maximale Variabilität der Serum-Progesteronwerte zwischen den Patientinnen. Zudem konnten die Serum-Progesteronwerte keine Korrelation zur Endometriumrezeptivität, ermittelt durch den molekulargenetischen ERA-Test, zeigen. Ferner korrelierten die Serum-Progesteronwerte nicht mit denen in den Endometriumproben. Lediglich die Endometrium-Progesteron- und -17-OH-Progesteron-Konzentrationen korrelierten mit der Endometriumrezeptivität.
Diese elegante Studie mit moderne Messinstrumenten bestätigt die Erfahrung, dass die Serum-Progesteronwerte unter Progesteron-Supplementierung nicht mit der applizierten Dosis und nicht mit der Endometriumwirkung korrelieren. Die Messung von Progesteronwerten unter einer Supplementierung ist insofern nicht sinnvoll. Wollte man die Endometriumwirkung bewerten, so wäre eine Endometriumbiopsie notwendig.
Ihr
Michael Ludwig
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