Je länger das Intervall zwischen der Applikation eines Kontrazeptivums desto höher die Compliance und desto höher die Sicherheit – das ist sicherlich schon einmal richtig. Es ist einer der Gründe für die gute Sicherheit von Depot-MPA-Präparaten, die bekanntermaßen nur alle 3 Monate verabreicht werden müssen und über die 3 Monate hinaus tatsächlich noch wirken. Aufgrund der Zulassungsdaten von subkutanem Depot-MPA mit „nur“ 104 mg MPA gegenüber den 150 mg bei der i.m. Applikation hat sich nunmehr eine Forschergruppe überlegt, dass es möglicherweise zu einer deutlich längeren Wirksamkeit bei subkutaner Anwendung käme, wenn man die Dosierung erhöhte (Vera Halpern et al. Clinical trial to evaluate pharmacokinetics and pharmacodynamics of medroxyprogesterone acetate after subcutaneous administration of Depo-Provera. Fertility & Sterility, im Druck). Einer der Punkte, die dafür sprach, war, dass in eben den Zulassungsstudien 112 Tage nach Applikation von 104 bzw. 150 mg MPA noch immer MPA Spiegel über 0,2 ng/ml messbar waren, die als relevante Schwellendosis für die kontrazeptive Sicherheit sprachen.

Um ihre Spekulation mit Daten zu untermauern injizierten die Autoren 150 mg oder 300 mg MPA off label (d.h. des i.m.-Produkts) subkutan und führten eine phamakokinetisch-pharmakodynamische Studie durch.

38 Teilnehmerinnen wurden randomisiert und waren auswertbar. Sie erhielten einmalig 150 mg Depot-MPA subkutan (n = 21) oder 300 mg subkutan (n = 8) bzw. zweimal (Zeitpunkt 0 und nach 91 Tagen) 104 mg subkutan (n = 9). Das mittlere Alter lag bei 33,6 ± 3,7 Jahre, der Mediane BMI betrug 26,5 kg/m2. Keine Frau ovulierte vor Ablauf von 7,5 Monaten, die früheste Ovulation trat bei einer Teilnehmerin in der 150 mg Gruppe auf (226 Tage). Die Wahrscheinlichkeit ovulatorischer Zyklen nach 12 Monaten betrug 65%, 25% und 11% in der 150 mg, 300 mg und 104 mg Gruppe.

Die systemischen MPA-Spiegel lagen bei allen Anwenderinnen in der 150 mg Gruppe bei über 0,2 ng/ml ab 24 Stunden nach Injektion, die hielt bei allen bis auf eine Anwenderin für mindestens 6 Monate an.

Relevant ist auch, dass lediglich bei 4 Teilnehmerinnen lokale Reaktionen auftraten (Rötung, Spannungsgefühl) und diese Reaktion in keinem Fall länger als 3 Tage anhielt.

Insgesamt sehr interessante Studie und spannende Daten. Aktuell wäre – um das noch einmal klar zu schreiben – die subkutane Gabe von 150 mg Depot-MPA off label! Das Präparat ist ausschließlich für die i.m. Gabe zugelassen. Die Daten versprechen aber, dass man mit weniger MPA auf Dauer eine längerfristige bis zu 6monatige kontrazeptive Sicherheit hätte, die zudem noch etwa 1 Monat „Sicherheitszeitraum“ hätte.

Mal sehen, wann sich jemand an Zulassungsstudien zu dieser Applikation wagt.

Ihr

Michael Ludwig