Die Autoren der WHI-Studie haben eine weitere differenzierte Langzeitauswertung ihrer Daten zum Mammakarzinomrisiko durch eine HRT publiziert (Rowan T. Chlebowski et al. Association of Menopausal Hormone Therapy With Breast Cancer Incidence and Mortality During Long-term Follow-up of theWomen’s Health Initiative Randomized Clinical Trials. JAMA 2020; 324: 369-380).

Die Daten zeigen nichts wirklich erhellend Neues. 20 Jahre follow-up können mittlerweile ausgewertet werden. Fakt bleibt die erhöhte Rate von Mammakarzinomen bei einer kombinierten HRT (MPA und equine Östrogene) gegenüber Placebo. Das Risiko liegt bei einer HR von 1,28 (95% KI 1,13-1,45). Bermekenswert finde ich die Aussage, dass das Mortalitätsrisiko durch Mammakarzinome nicht erhöht sei (HR 1,35, 95% KI 0,94-1,95, p = 0,11). Letzteres ist statistisch bei dem die 1 überschreitenden Konfidenzintervall und dem p-Wert nachvollziehbar aber wohl doch eher ein Resultat der noch immer überschabaren Zahlen trotz der Größe dieser Studie.

Unter konjugierten Östrogenen allein ist die Rate von Fällen eines Mammakarzinoms nach wie vor signifikant niedriger als in der Placebogruppe (HR 0,78, 95% KI 0,65-0,93). Die Autoren diskutieren dieses Ergebnis intensiv, auch in Hinblick auf den potentiellen Einsatz von Östradiol-Mono-Therapien als Mammakarzinom-Prävention (!) – ich möchte das Ergebnis gerne glauben aber bleibe vorsichtig und gehe davon aus, dass die Östrogenmono-Therapie einen nur marginalen Einfluss hat, ggf. keinen – dass sie das Mammakarzinom-Risiko reduziert halte ich bei allen Erklärungsversuchen nach wie vor für eine gewagte Schlussfolgerung.

Den Enthuasiasten, die das Ergebnis als schlüssig sehen, möchte ich mitgeben, dass sie dann auch konsequent equine Östrogene einsetzen müssen – denn nur dafür ist diese Reduktion belegt, nicht für Östradiol oder Östradiolvalerat, nicht für transdermales Östradiol.

Ihr

Michael Ludwig