Es gibt immer wieder die Frage, inwieweit kombinierte Kontrazeptiva ebenso vorteilhaft sind bei einer Frau mit prämaturer Ovarialinsuffizienz wie eine klassische HRT. Die aktuelle Leitlinie zum Thema „Peri- und Postmenopause“ nimmt dazu Stellung und benennt kombinierte Kontrazeptiva als äquieffektiv.

Eine aktuelle Beobachtungsstudie mit 119 Frauen mit prämaturer Ovarialinsuffizienz belegt dies in Hinblick auf die Knochengesundheit (Livia B. Carvalho Gazarra et al. Bone mass in women with premature ovarian insufficiency: a comparative study between hormone therapy and combined oral contraceptives. Menopause, im Druck).

Die Frauen waren im Mittel 30,3 ± 9,2 Jahre alt, 420 DXA-Scans wurden über die Zeit durchgeführt, alle 2 ± 1 Jahre. Der mittlere BMI betrug 24,43 ± 4,52 kg/m2. Eingeschlossen wurden nur Frauen, die entweder kontinuierlich hormonell substituiert waren oder eben dauerhaft keine Hormone anwendeten. Immobilisierte Patientinnen, Patientinnen mit einer Medikation wie Glukokortikosteroiden oder speziellen Erkrankungen wie Malabsorptionssyndrom, Hypothyreose etc.) wurden ausgeschlossen.

Verglichen wurden Frauen mit kombinierten Kontrazeptiva (30 µg Ethinylöstradiol und Levonorgestrel, n = 45)), mit niedrig dosierter HRT (0,625 mg equine Östrogene oder 1 mg Östradiol kombiniert mit MPA bzw. Norethisteron, n = 92), mit hoch dosierter HRT (1,25 mg equine Östrogene oder 2 mg Östradiol mit MPA bzw. Norethisteron, n = 45) oder mit 2,5 mg Tibolon (n = 8). Die Vergleichsgruppe waren 20 Frauen, die keinerlei Hormontherapie erhielten (n = 20).

Im Vergleich zu kombinierten Kontrazeptiva zeigte eine höher dosierte Therapie mit equinen Östrogenen (1,25 mg) oder Östradiol (2 mg) einen gleichen Effekt, eine niedrig dosierte Therapie war den kombinierten Kontrazeptiva unterlegen. Tibolon-Anwenderinnen zeigten ebenfalls keinen relevanten Unterschied, die Aussage dazu aber war wegen der geringen Zahl der Anwenderinnen weniger valide.

Dies soll nicht dazu führen, dass alle Frauen mit prämaturer Ovarialinsuffizienz mit kombinierten Kontrazeptiva substituiert werden müssen – es zeigt aber, dass diese eine effektive Therapie darstellen, um den langfristigen Folgen des Östrogenmangels entgegen zu wirken.

Ihr

Michael Ludwig