Nimmt man durch hormonelle Kontrazeptiva an Gewicht zu – eine häufig gestellte Frage. Meine Standardantwort aufgrund der aktuellen Literaturdaten ist, dass dies nur für die Depot-MPA-Präparate zu erwarten ist, ansonsten in aller Regel der Fälle nicht. Eine Ausnahme mag gelten für bestimmte Stoffwechselkonstellationen wie eine Insulinresistenz, die durch die Einnahme von Ethinylöstradiol verschlechtert wird und so zu einer Gewichtszunahme beiträgt.

Will sagen: Den Einzelfall mag es immer geben – aber generell nimmt man nicht zu.

Nun trägt eine Arbeitsgruppe eine interessante weitere Sichtweise bei (Aaron Lazorwitz et al. An Exploratory Analysis on the Influence of Genetic Variants on Weight Gain among Etonogestrel Contraceptive Implant Users. Contraception, im Druck). Die Autoren untersuchten retrospektiv Daten und Proben von Frauen mit einem Etonogetrel-Implantat (a la Implanon) und sahen, dass bei einer speziellen genetischen Variante des Östrogenrezeptors 1 tatsächlich eine höhere Gewichtszunahme zu beobachten war. Physiologisch ist dies Phänomen nicht so leicht zu erklären, da Etonogestrel nicht an den Östrogenrezeptor bindet. Allerdings bindet Etonogestrel mit einer extrem hohen Affinität an den Progesteronrezeptor, der dann wiederum in Interaktion mit dem Östrogenrezeptor zu dessen höherer Transkriptionsaktivität führt. Bewiesen ist dies allerdings nicht.

Dennoch bleibt eine interessante Beobachtung, die die Einzelfälle erklärt, die uns in der Praxis begegnen, wenn Anwenderinnen kombinierter Kontrazeptiva oder von Gestagen-Mono-Präparaten über Gewichtsprobleme berichten, die nach Beendigung der Anwendung der Präparate tatsächlich kurzfristig verschwinden.

Ihr

Michael Ludwig