Inwieweit die Einnahme hormoneller Kontrazeptiva in der Frühschwangerschaft Einfluss auf die pubertäre Entwicklung der daraus hervorgegangenen Kinder hat wurde von einer dänischen Arbeitsgruppe untersucht (Andreas Ernst et al. Pubertal development after unintended intrauterine exposure to oral contraceptives: a nationwide cohort study. Fertility & Sterility, im Druck).

Dazu wurden 15.800 Kinder identifiziert, die zwischen 2000 und 2003 geboren wurden. Auf 454 traf zu, dass die Mütter in der Frühschwangerschaft ein kombiniertes Kontrazeptivum oder ein Gestagen-Mono-Präparat eingenommen hatten, 3.518 Frauen hatten bis 4 Monate vor der Konzeption ein solches Präparat eingenommen, bei 11.828 lag die letzte Einnahme mehr als 4 Monate zurück (Kontrollgruppe).

Sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen war die Einnahme in der Frühschwangerschaft assoziiert mit einem etwas jüngeren Alter beim Erreichen bestimmter pubertärer Meilensteine. Die Unterschiede lagen im Rahmen von wenigen Monaten, so bei Jungen bzgl. des Stimmbruchs (-3,8 Monate), der ersten Ejakulation (-2,9 Monate) und der Pubertätsentwicklung insgesamt (-1,4 Monate). Bei Mädchen trat die Menarche etwa 1,9 Monate früher ein und die Pubertätsentwicklung insgesamt war 0,9 Monate beschleunigt.

Die Autoren diskutieren, dass ein Einfluss hormoneller Kontrazeptiva nicht biologisch unplausibel ist, da tierexperimentell eine intrauterine Wirkung von Östrogenen zu einer verfrühten Pubertät führt. Andererseits könnten sie jedoch auch nicht ausschließen, dass es Unterschiede bei den Eltern der Kinder in den verschiedenen Gruppen geben könnte, die die unterschiedliche Pubertätsentwicklung erklären könnte.

Ihr

Michael Ludwig