Eine weitere Publikation nimmt sich erneut der Frage an, ob AMH ein Fertilitätsmarker bei Frauen ohne Kinderwunschanamnese ist. Alle bisherigen Daten sprechen eindeutig dagegen.

Diese Studie betrachtet die Daten von 260 Frauen, die entweder als Angestellte in einem Krankenhaus arbeiteten oder eine Präkonzeptions-Sprechstunde besuchten. Innerhalb von 2 Jahren nach der Erhebung der Basisdaten mussten diese Paare eine Spontankonzeption anstreben. Ausgeschlossen waren Frauen, bei denen das AMH unter Einfluss eines kombinierten Kontrazeptivums bestimmt worden war (da dies zu einem etwa 30%igen Abfall des Wertes führen kann). Verglichen wurden Frauen mit einem „niedrigen“ AMH (< 1,33 ng/ml), einem hohen (> 4,62 ng/ml) und einem mittleren (Anne-Sofie Korsholm et al. Investigation of anti-Müllerian hormone concentrations in relation to natural conception rate and time to pregnancy. Reproductive Biomedicine Online, im Druck).

Da sich die drei Gruppen signifikant im Alter unterschieden – die Frauen in  der Gruppe mit einem AMH < 1,33 ng/ml waren mit etwa 35 Jahren signifikant älter als die anderen mit etwa 31 Jahren – kann man grundsätzlich nur die alters-adjustierten Daten auswerten. Verglichen mit der Referenzgruppe – dem mittleren AMH – hatte ein niedriges AMH keinen relevanten Einfluss auf die Konzeptionschance. Frauen mit einem hohen AMH hatten einen signifikanten Vorteil (HR 1,58, 95% KI 1,12 – 2,24), v.a. wenn sie regelmäßige Zyklen aufwiesen.

Andererseits, so die Autoren, zeigte sich eine erhebliche Varianz in der Zeit bis zum Eintritt einer Schwangerschaft in allen 3 Gruppen stark schwankte und Zeiten von einem Jahr oder länger erreichte.

Zusammengefasst mag insofern ein AMH-Wert zusätzlich zum Alter die Prognose der Fertilität erleichtern, eine präzise Schätzung lässt dieser Parameter jedoch nicht zu, da – bekanntermaßen – die Fertilität eine multifaktoriell beeinflusste Größe ist.

Ich halte trotz dieser Daten, die zudem retrospektiv nach 2-4 Jahren erhoben wurden und insofern einem gewissen Bias unterliegen dürften, eine AMH-Messung zur Fertilitätsbeurteilung für nicht sinnvoll, da man mit dieser Messung versucht, die Fertilitätsschätzung auf einen einzigen Parameter zu reduzieren, was – auch laut dieser Studie – nicht möglich ist.

Ihr

Michael Ludwig