Hormonspiralen und Depression – ein Thema, das seit etwa 10 Jahren durch Studienergebnisse zunehmend in den Fokus gerückt wurde. Meine Meinung bisher: Ich gehe eher nicht davon aus, dass LND IUDs kausal Depressionen verursachen, weil die Studien keinen dosisabhängen Effekt hormoneller Kontrazeptiva zeigen. Das höchste Risiko zeigt sich assoziiert mit LNG IUDs, das niedrigste mit kombinierten Kontrazeptiva.

Mir fällt keine plausible Erklärung für diesen Zusammenhang ein.

Erschwert wird die Diskussion durch eine weitere Untersuchung, die jetzt publiziert wird. (Søren Vinther Larsen et al. Association Between Intrauterine System Hormone Dosage and Depression Risk. American Journal of Psychiatry 2024; 181: 834 – 841) Die Autor:innen beschreiben in Ihrer Studie einen stärkeren Einfluss höher dosierter Präparate gegenüber niedriger dosierter: Das Risiko von LNG IUDs mit einer täglichen Abgabe von 14 µg/d (13,5 mg LNG IUD), ist niedriger als bei einer von 17,5 µg/d (19,5 mg LNG IUD) und niedriger als bei einer von 21 µg/d (52 mg LNG IUD).

Eine Kontrollgruppe gab es in der Studie nicht. Es handelt sich um die Auswertung von Registerdaten.

Die Studie erfasste 149.200 Frauen, davon 22.029 mit einer niedrigen, 47.712 mit einer mittleren und 79.459 mit einer hohen LNG IUD Dosis. Das Risiko für die Entwicklung einer Depression über 12 Monate stieg mit der Dosierung an: Bei der niedrigen Dosis lag das 1-Jahres-Risiko bei 1,21 %, bei der mittleren Dosis bei 1,46 % und bei der hohen Dosis bei 1,84 %. Die Risiken (risk ratios) lagen bei 1,52 (95 % KI 1,30 – 1,74) für die hohe gegenüber der niedrigen Dosis und bei 1,26 (95 % KI 1,10 – 1,41) für die hohe gegenüber der mittleren Dosis. Für die mittlere Dosis war die risk ratio im Vergleich zur niedrigen Dosis 1,21 (95 % KI 1,03 – 1,39).

Bei der Diskussion gibt es keine eindeutige Erklärung für diesen Zusammenhang im Sinne einer kausalen Beziehung. Die Auswirkung der Hormone auf das Gehirn müssten dieselben sein und infolge höherer Dosen deutlich zutage treten, wenn Depot-MPA oder kombinierte Kontrazeptiva gegeben werden – das ist in anderen Studien jedoch nicht der Fall gewesen.

Die 3 Gruppen unterschieden sich relevant in Hinblick auf das Alter mit steigendem Alter bei steigender Dosis des LNG IUD (22,9 ± 4,5 vs. 25,2 ± 6.2 vs. 30,2 ± 5,6 Jahre) sowie in Hinblick auf die Parität mit fallendem Anteil einer Nulliparität bei steigender Dosierung (89,7 % vs. 69,8 % vs. 17,9 %). Zudem hatten Frauen mit steigender Dosierung auch höhere Wahrscheinlichkeiten für eine medizinische Indikation wie Blutungsstörungen (3,4 % vs. 6,1 % vs. 10,9 %). Diese Unterschiede wurden beim Vergleich der Risiken laut den Autor:innen berücksichtigt. Unbereinigte Daten werden allerdings nicht berichtet.

Eine interessante Auswertung mit meiner Meinung nach nicht plausibel erklärbaren Ergebnissen. Der Einfluss von LNG IUDs auf das Risiko von Depressionen bleibt demnach für mich unklar. Nach wie vor können Hintergrundrisiken, die zu einem Selektionsbias führen, nicht ausgeschlossen werden.

Ihr

Michael Ludwig