Gibt es eine Verbindung zwischen dem Menstruationszyklus und den Mondphasen? Noch interessanter: Gibt es eine Verbindung zwischen dem Menstruationszyklus und Wochentagen? Dieser Frage geht eine Auswertung von Daten bei 35.940 Frauen aus Europa und Nord-Amerika zwischen 18 und 40 Jahren nach, bei denen über 3 Jahre 311.064 Zyklen prospektiv über eine Smartphone App von 2019 bis 2021 erfasst wurden. (René Ecochard et al. The menstrual cycle is influenced by weekly and lunar rhythms. Fertility & Sterility 2024; im Druck: doi.org/10.1016/j.fertnstert.2023.12.009)

15,77% der Frauen waren 17-25 Jahre alt, 40,14% 25-30 und 44,08% 30-40 Jahre alt. 15.342 (42,69%) der Frauen stammten aus Europa, 20.598 (57,31%) aus Nord-Amerika.

Die Menstruation begann – v.a. bei Frauen mit einer Zykluslänge von 27-29 Tagen – signifikant häufiger an einem Donnerstag oder Freitag als an anderen Wochentagen, was die Autor:innen als circaseptanen Rhythmus bezeichnen mit einer Acrophase am Donnerstag und Freitag. Dies war unabhängig vom Alter, unabhängig von der Jahreszeit und unabhängig von den Mondphasen. Die circalunare Rhythmizität war ebenfalls signifikant, aber weniger eindeutig als die circaseptane. Am häufigsten begann eine Menstruation direkt vor oder direkt nach dem Vollmond.

Manche Dinge und Beobachtungen sind einfach unfassbar. Während die Abhängigkeit von Mondphasen schon seit Jahrzehnten (vermutlich seit Jahrhunderten) vermutet wird, ist die Abhängigkeit von Wochentagen etwas Neues. Die Daten sind sehr konsistent, an einer großen Zahl von Frauen verschiedener Altersstufen erhoben. Insofern sehe ich aktuell keinen Ansatzpunkt für einen relevanten Zweifel an diesem Ergebnis. Bringt es uns im klinischen Alltag weiter? Nein. Zeigt es, dass wir Opfer von Natur und humanoider Rhythmen (Wochentagen) sind: definitiv ja. Aber um den Opferbegriff nicht zu missbrauchen formuliere ich es lieber so: Wir sind eingebettet in die von uns selbst erschaffene Rhythmizität von Wochentagen und die Rhythmizität der Natur.

Ihr

Michael Ludwig