Bei hepatozellulären Adenomen gilt eine absolute Kontraindikation für hormonelle Kontrazeptiva, kombinierte sowie Gestagen-Mono-Präparate, laut der aktuellen S3 Leitlinie (https://register.awmf.org/assets/guidelines/015-015l_S3_Hormonelle_Empfaengnisverhuetung_2020-09.pdf, S. 104-105). Das Risiko besteht in einem Wachstum der Adenome sowie deren Ruptur und lebensbedrohlichen Blutungen.

Das stellt uns in der Praxis manchmal vor Herausforderungen, wenn es nicht um Fragen der Kontrazeption geht sondern um die Anwendung von Gestagenen z.B. zur Blutungsregulation oder bei Follikelpersistenzen.

Insofern ist es zu begrüßen, dass eine retrospektive Kohortenstudie erscheinen wird, die 34 Phasen von 27 Patientinnen mit hepatozellulären Adenomen, diagnostiziert zwischen 2003 und 2021 beobachtet hat. (Zoya Qureshy et al. Influence of Progestin-only Hormonal Use on Hepatocellular Adenomas: A Retrospective Cohort Study. Contraception, im Druck: https://doi.org/10.1016/j.contraception.2022.11.006)

19 hatten ein follow-up ohne hormonelle Exposition, 7 unter zeitweiser Östrogengabe und 8 unter einer zeitweisen Gestagen-Mono-Gabe (jeweils definierte als Phase, so dass 34 Phasen bei 27 Patientinnen beobachtet werden konnten).

Über ein medianes follow-up von 11 Monaten zeigte sich eine Größenveränderung unter Gestagen-Mono-Therapie von -15,0%, unter Östrogengabe von 29,4% und ohne hormonelle Exposition von -7,4%. Zwei der Patientinnen, die nur Gestagene erhielten, hatten allerdings eine Größenzunahme von ≥ 10% (25,0%), wobei dies auch bei 7 Frauen ohne hormonelle Exposition auftrat (36,8%). Eine der beiden Patientinnen hatte NETA wegen Blutungsstörungen erhalten, die andere ein LNG IUD allerdings bei einem BMI von 56,8 kg/m2 – auch eine Adipositas ist ein etablierter Risikofaktor für Leberzelladenome.

Die Gestagentherapie beinhaltete LNG IUDs (n = 3), Depot-MPA (n = 1), Implanon (n = 1) oder orale Gestagene bei Blutungsstörungen (n = 3).

Diese Studie ist kein Freifahrtschein für die Anwendung von Gestagen-Mono-Präparaten bei hepatozellulären Adenomen. Allerdings geben die Daten ein wenig Sicherheit, bei Anwendung solcher Präparate, wenn andere therapeutische Optionen fehlen.

Ihr

Michael Ludwig