Eine in Seminaren häufig diskutierte Frage ist, ob man nach einer Clomifen- oder Letrozol-Stimulation eine Lutealphasenunterstützung benötigt. Nach aktuellem Wissensstand ist das nicht so, da die induzierte Lutealphaseninsuffizienz in stimulierten Zyklen Folge einer supraphysiologischen Steroidhormonsekretion ist, die bei einer Clomifen- oder Letrozol-Stimulation mit dem Ziel einer Mono-Ovulation, nicht zustande kommt.

Eine aktuelle, retrospektive Untersuchung aus Los Angeles/ USA, ist dieser Frage anhand einer Datensammlung von 492 Letrozol-Zyklen bei 273 Patientinnen nachgegangen. (Elizabeth Dilday et al. Luteal phase support with progesterone does not improve pregnancy rates in patients undergoing ovarian stimulation with letrozole. Reproductive Biomedicine Online, im Druck: doi.org/10.1016/j.rbmo.2022.09.012)

In dieser Kohorte wurde bei 78,7% der Zyklen (n = 387) vaginales Progesteron in einer Dosierung von 2 x 200 mg oder 3 x 200 mg angewendet, in 21,3% der Zyklen (n = 105) nicht. In 381 Zyklen wurde eine intrauterine Insemination durchgeführt, in 111 Zyklen hatten die Paare zum optimalen Zeitpunkt Verkehr. In Inseminations-Zyklen wurde häufiger Progesteron gegeben als in Zyklen zum zeitlich optimierten Geschlechtsverkehr (81,7% vs. 61,9%, p = 0,0017)

Im adjustierten Vergleich der klinischen Schwangerschaftsrate zeigte sich kein Unterschied abhängig von der Progesteronanwendung (OR 1,15, 95% KI 0,48 – 2,75, p = 0,762). Adustiert wurde nach Alter, BMI, Diagnose „Anovulation“ und multifollikulärer Reifung. Die Lebendgeburtenrate war mit Progesteron und ohne nicht unterschiedlich (10,7% vs. 12,5%, p = 0,599).

Insofern kommen die Autoren zu dem Schluss, dass die Gabe von Progesteron die Lebendgeburtenwahrscheinlichkeit in Letrozol-stimulierten Zyklen nicht verbessert. Man kann jetzt kritisch spekulieren, ob die Gabe eines anderen Gestagens, z.B. von 3 x 10 mg Dydrogesteron, das aktuell in IVF-Zyklen favorisiert wird, bessere Ergebnisse erzielen würde. Aber dies ist eben das: Spekulation. Momentan spricht nichts dafür.

Ihr

Michael Ludwig