Ich hatte im März eine Studie kommentiert, die einen Zusammenhang zwischen der konzeptions-nahen Anwendung von hormonellen Kontrazeptiva und einer kindlichen Epilepsie vermuten ließ (https://optimist-verlag.de/blog/2021/03/18/erhoehen-hormonelle-kontrazeptiva-das-epilepsie-risiko-eines-kindes-bei-zeitnaher-anwendung-vor-der-schwangerschaft/). Nun werden weitere Daten aus der dänischen Auswertung publiziert, die den Zusammenhang zwischen einer Clomifenstimulation und einer kindlichen Epilepsie zeigen (L. O. Kettner et al. Fertility treatment with clomiphene citrate and childhood epilepsy: a nationwide cohort study. Human Reproduction, im Druck). Bei der Auswertung von 1.081.291 Schwangerschaften fand die Autorengruppe bei der Vernetzung der Registerdaten bei 12.644 Kindern (1,2%) eine Epilepsie. Die Fertilitätstherapie mit Clomifen war assoziiert mit einem diskreten Risiko für eine Epilepsie (HR 1,10, 95% KI 1,00 – 1,22), eine idiopathische generalisierte Epilepsie (HR 1,41, 95% KI 1,16 – 1,72) und eine fokale Epilepsie (HR 1,26, 95% KI 1,04 – 1,53). Eine Dosisabhängig mit Clomifen bestand nicht bei der generalisierten Epilepsie – dort war die Assoziation mit einer Epilepsie am höchsten bei der niedrigsten Clomifendosierung, die Assoziation verschwand bei der Berücksichtigung von Geschwister-Risiken. Nur bei der fokalen Epilepsie persistierte das Risiko auch bei Einbeziehung des Geschwister-Risikos und das Risiko war insgesamt dosis-abhängig höher.
Zunächst einmal bleibt die Beobachtung eine Assoziation – kein kausaler Zusammenhang. Das diskutieren auch die Autoren. Was dann allerdings der auslösende Faktor sein kann, bleibt unklar. Persönlich könnte ich mir vorstellen, dass eine hormonelle Exposition perikonzeptionell einen Einfluss haben könnte – ich kann mir allerdings auch vorstellen, dass es ein maternales Risiko gibt, das zu zentralen Regulationsstörungen der Follikelreifungen führt aber auch assoziiert ist mit einer Epilepsie. Ein großer Anteil von Patientinnen in der großen Gruppe zentraler Regulationsstörung, der WHO II Gruppe, der hypothalamisch-hypophysären Dysfunktion, ist ursächlich ungeklärt – Therapie der Wahl ist Clomifen. Insofern ist diese Überlegung zu einer Assoziation durchaus gerechtfertigt.
Ihr
Michael Ludwig
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