Eine Endometriumhyperplasie ohne Atypien ist mit einem niedrigen Malignitätsrisiko von 1% assoziiert. Eine Endometriumhyperplasie birgt das Risiko von 30%, dass sich daraus ein Endometriumkarzinom entwickelt. In etwa 50-60% der Fälle findet sich bei einer konsekutiven Hysterektomie bereits ein Endometriumkarzinom (https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/032-034OLl_S3_Endometriumkarzinom-Diagnostik-Therpie-Nachsorge_2018-04.pdf). Ich zitiere dies, weil eine aktuelle Studie der interessanten Frage nachgegangen ist, ob eine IVF-Therapie bei Diagnose eines frühen Endometriumkarzinoms oder einer atypischen Endometriumhyperplasie das Risiko für ein Rezidiv erhöht (M. Vaugon et al. The impact of in vitro fertilization on the risk of recurrence in fertility-sparing management of endometrial atypical hyperplasia and grade 1 adenocarcinoma with chlormadinone acetate. Reproductive Biomedicine Online, im Druck).
In dieser Kohortenstudie wurden zwischen Januar 2008 und Juli 2019 60 Patientinnen mit einem frühen Endometriumkarzinom (n = 23) oder einer atypischen Endometriumhyperplasie (n = 37) wegen noch nicht abgeschlossener Familienplanung fertilitätserhaltend therapiert und konsekutiv weiterverfolgt. Die Gesamtgruppe hatte einen Umfang von 87 Patientinnen gehabt.
Alle Patientinnen erhielten konsekutiv eine Gestagentherapie mit Chlormadinonacetat (10 mg täglich für mindestens 3 Monate). In einigen Fällen wurde bei fehlender Remission die Therapie mit Chlormadinonacetat um 3 Monate verlängert, in einigen erhielten die Patientinnen Triptorelin für 3 Monate.
Die Wahrscheinlichkeit des Wiederauftretens innerhalb von 2 Jahren betrug bei denjenigen, die eine IVF unternahmen (n = 31), 37,7% (± 10,41%) und bei denjenigen, die keine IVF durchführten (n = 29), 55,7% (± 14,02%) (p = 0,13). Der einzige relevante Risikofaktor für ein Rezidiv war das Ausbleiben einer Schwangerschaft: 20,5% der Frauen mit und 62,0% der Frauen ohne einer Schwangerschaft hatten ein Rezidiv innerhalb von 2 Jahren (p < 0,01). Schwanger wurden 48,4% (n = 15) bzw. 27,6% (n = 8) in der IVF- und Kontrollgruppe.
In beiden Gruppen hatten vergleichbar viele Frauen ein Endometriumkarzinom gehabt (IVF-Gruppe 38,7% (n = 12), Kontroll-Gruppe 37,9% (n = 11)).
Auch die Auswertung der individuellen IVF-Therapie – Gonadotropin-Dosierung, Östradiolspiegel, Zahl der Behandlungen, Endometriumdicke – ergab keine weiteren Risikofaktoren.
Das follow-up dieser Patientinnen erfolgte mit einer diagnostischen HSK und Endometriumbiopsien alle 3-4 Monate. Das follow-up umfasste 19 ± 13,5 Monate und 11 ± 9,6 Monate in der IVF- und Kontroll-Gruppe.
Zusammengefasst: Eine exzellente Untersuchung mit wichtigen und positiven Informationen für diese kleine Gruppe von Patientinnen, die ihren Kinderwunsch trotz ihrer Erkrankung umsetzen möchten.
Ihr
Michael Ludwig