Die Geschichte zu Estetrol, dem plazentaren Östrogen, in kombinierten Kontrazeptiva geht weiter. Eine Phase III wird publiziert, eine prospektive, open-label, multizentrische Studie über 13 Zyklen mit einem Kombinationspräparat (3 mg Drospirenon, 15 mg Estetrol) (Mitchell D. Creinin et al. Estetrol-Drospirenone Combination Oral Contraceptive: North American Phase 3 Efficacy and Safety Results. Contraception, im Druck).

Die 1.864 Teilnehmerinnen waren 16-50 Jahre alt (27,3 ± 6,5 Jahre), hatten einen BMI unter 35 kg/m2 (25,9 ± 4,7 kg/m2). 1.674 Teilnehmerinnen waren 16-35 Jahre alt (25,8 ± 4,8 Jahre), 22,5% hatten einen BMI über 30 kg/m2, bei diesen wurden die Effektivität des Präpartes ausgewertet. Der Pearl Index lag in dieser Subgruppe bei 2,65 (95% KI 1,73 – 3,88), wurden die nicht-methoden-bedingten Fehler herausgerechnet wurde der methoden-bezogene Pearl Index mit 1,43 (95% KI 0,7 – 2,39) errechnet.

Die kontrazeptive Sicherheit war unabhängig vom BMI (< 30 vs. ≥ 30 kg/m2 aHR 1,18 (95% KI 0,46 – 3,02) oder Rauchen (ja vs. nein aHR 1,37 (95 % KI 0,49 – 3,81). Interessanterweise lag der Pearl Index deutlich höher, wenn mindestens eine Schwangerschaft voranging (≥ 1 vs. 0 Schwangerschaften aHR 4,15 (95% KI 1,65 – 0,46), eine Beobachtung, die die Autorengruppe auch nicht erklären kann. Offenbar lag das nicht nur an der Compliance, da die signifikanten Unterschiede auch bei multivariater Analyse so bestehen blieben.

Das Präparat wird im Muster 24-4 gegeben, die Wahrscheinlichkeit einer Blutung pro Zyklus lag bei 82,9 – 87,0% mit einer medianen Dauer von 4,5 Tagen. Ungeplante Blutungen traten in 30,3% im 1. Zyklus ein, die Wahrscheinlichkeit sank auf 21,3-22,1% in den Zyklen 2-4 und blieb danach bei etwa 17% stabil (15,5-19,2%). In 13% pro Zyklus wurde keine Blutung im einnahmefreien Intervall beobachtet.

Es wurde keine Thrombose oder Embolie beobachtet trotz der Risikofaktoren Rauchen (11,9%) und einer Adipositas (BMI > 30 kg/m2 bei 23,2%).

Ungünstig in dieser Studie ist die vergleichsweise hohe drop-out-Rate v.a. der Frauen in der Gruppe der bis 35jährigen, nur 899 von 1.674 (53,7%) komplettierten die 13 Zyklen. Ein Großteil der ausscheidenden Teilnehmerinnen war dadurch bedingt, dass diese nicht mehr kontaktiert werden konnten (lost to follow-up). Eine Menorrhagie oder Metrorrhagie waren nur selten Ursache des Ausscheidens (0,8% bzw. 0,9%).

Insgesamt bleibt die Datenlage interessant, v.a. in Hinblick auf das Sicherheitsprofil bei relativ guter Blutungsstabilität. Der Pearl Index scheint hoch, was aber in Hinblick auf jüngere Studien zu anderen Kontrazeptiva nicht zutrifft – eher haben ältere Studien niedrigere Pearl Indices berichtet.

Die EMA hat sich am 25. März 2021 für die Zulassung ausgesprochen, die Markennamen sollen Drovelis und Lydisilka sein. Das Präparat ist wohl ab Juli in Deutschland unter dem Namen Drovelis verfügbar.

Ihr

Michael Ludwig