Die Wirkung von Androgenen ist bei Frauen schwierig zu bewerten. Ein Problem ist, dass die Laborassays in den niedrigen Konzentrationsbereichen der physiologischen Androgenproduktion von Frauen sehr ungenau messen. Zum anderen ist die Wirkung komplex – zum einen gibt es die Aromatisierung zu Östrogenen, zum anderen die Metabolisierung zu den potenteren Androgenen, v.a. zu Dihydrotestosteron über die 5-alpha-Reduktase. Insofern ist die Androgenwirkung mehr als nur die Androgenkonzentration.

Dies bedingt, dass tatsächlich eine Androgensubstitution nicht abhängig ist von den Messwerten sondern abhängig ist von klinischen Symptomen.

Eine Arbeitsgruppe hatte sich noch einmal der Frage angenommen, wie die Androgene zyklisch und über das Leben hinweg verlaufen (Skiba et al. Androgens During the Reproductive Years: What Is Normal for Women? Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism 2019; 104: 5382 – 5392). Die Autoren konnten bei 588 Frauen zwischen 18 und 39 Jahren zeigen, dass zyklisch die Androgenwerte periovulatorisch am höchsten sind und ab dem 25. Geburtstag etwa kontinuierlich abfallen. Grundsätzlich sind die Ergebnisse der Studie und die dort diskutierten Schwierigkeiten bei der Bewertung von Androgenen nicht neu. Sie erinnern uns aber daran, dass

  • klinische Beschwerden eine Bewertung der Androgene indiziert und nicht von absoluten Androgenwerten auf eine Pathologie geschlossen werden kann,
  • die Messung von Androgenen in der Follikelphase erfolgen sollte und
  • ein Abfall der Androgene ab der 3. Lebensdekade bei Frauen physiologisch ist.

Ihr

Michael Ludwig