Am 29. August 2019 ist im Lancet eine Übersichtsarbeit zum Zusammenhang von Hormontherapie und Mammakarzinomrisiko erschienen (Collaborative Group on Hormonal Factors in Breast Cancer. Type and timing of menopausal hormone therapy and breast cancer risk: individual participant meta-analysis of the worldwide epidemiological evidence. Lancet, im Druck). Die Arbeitsgruppe ist nicht neu und dieser Analysenansatz auch nicht, schon vor über 20 Jahren erschien diesbezüglich eine erste Analyse. Im Kern bringt diese Publikation, auch wenn sie teils reißerisch zitiert wird, nichts Neues:

  • Eine Hormontherapie geht mit einem erhöhten Mammakarzinom-Risiko einher.
  • Eine kombinierte Hormontherapie hat ein höheres Risiko als eine Östradiol-Mono-Therapie. Am höchsten ist das Risiko bei einer kontinuierlichen Gestagengabe – höher als bei einer zyklischen.
  • Östradiol als Monotherapie zeigt keinen relevanten Einfluss bei adipösen Frauen, das Risiko ist aber geringgradig assoziiert erhöht bei schlanken, normalgewichtigen Anwenderinnen.
  • Es ist bzgl. des assoziierten Risikos nicht unterschiedlich, ob Östradiol, Östradiolvalerat oder equine Östrogene angewendet wurden, ob eine transdermale oder orale Östrogenisierung zum Einsatz kam oder welches Gestagen ausgewählt wurde.

Bemerkenswert sind die höheren berichteten Risiken: Man geht von 63 Fällen eines neu-diagnostizierten Mammakarzinoms bei Frauen zwischen 50 und 69 Jahren aus. Dies wird um 20 Fälle gesteigert, wenn man für 5 Jahre mit einer kombinierten Hormontherapie behandelt. Das Risiko steigt um etwa das doppelte, wenn die Therapie für 10 Jahre gegeben wird.
Kritisiert wird von Fachverbänden die Auswahl der inkludierten Studien und der Ausschluss bestimmter Studien. Tatsächlich mag das die Risikoeinschätzung, die Höhe der Zahlen, erklären. Ansonsten aber enthält, wie gesagt, diese Analyse keine wirklichen Überraschungen.
Die internationale Menopausengesellschaft arbeitet als wesentliche Information aus dieser Studie den Risikofaktor „Adipositas“ für das Mammakarzinom heraus und weist richtigerweise darauf hin, dass die Empfehlung einer Hormontherapie stets eine Nutzen-Risiko-Abwägung ist, so dass z.B. bei jüngeren Anwenderinnen so die langfristigen Risiken im Herz-Kreislauf-Bereich sowie bzgl der Osteoporose verringert werden.
Ihr

Michael Ludwig