Mal etwas für die Männergesundheit: Was bewirkt die Gabe von Testosteron beim älteren Mann? 7 Studien, prospektiv, randomisiert, placebo-kontrolliert und doppelt-blind bei 788 Männern im mittleren Alter von 72 Jahren sind dieser Frage nachgegangen. Der mittlere BMI betrug 31 kg/m2, bei einem Anteil von mehr als 60% adipösen Teilnehmern. Eine Zusammenfassung wurde jetzt publiziert (Peter J Snyder et al. Lessons From the Testosterone Trials. Endocrine Reviews 2018; 39: 369 – 386).

Fazit ist, dass man mit einer Testosterongabe die Testosteronspiegel von “niedrig” auf das mittlere Niveau junger Männer anheben kann. Eine Behandlung über 1 Jahr zeigte eine signifikante Verbesserung der sexuellen Funktion und der Knochengesundheit – mit allen anderen Veränderungen der Messgrößen waren die Ergebnisse deutlich überschaubarer. Die körperliche Leistungsfähigkeit nahm nur gering zu, wenn man die Gehstrecke als Anhalt nahm. Die Vitalität nahm nicht signifikant zu, allerdings wurden depressive Symptome tendentiell besser. Ebenso wurde eine Anämie milder Ausprägung normalisiert.

Auch diese Studien zeigten keinen Anhalt dafür, dass eine Testosterontherapie zu mehr kardiovaskulären Ereignissen oder mehr Prostataerkrankungen führt. Koronare Plaques allerdings nahmen im Vergleich zur Placebo-Gruppe zu.

Die Autoren sind der Meinung, dass bislang die Evidenz für das Risiko kardiovaskulärer Ereignisse oder Prostataerkrankungen noch nicht ausreichend ist und längerfristige Studien notwendig sind, um diese Frage eindeutig zu klären. Wenn dies geklärt ist und diese Risiken nicht gegeben sind wäre eine Testosterontherapie unter Berücksichtigung der jetzt vorliegenden Ergebnisse eine durchaus mögliche Therapie bei älteren Männern mit niedrigen Testosteron-Spiegeln.

Ihr

Michael Ludwig