Das Alter einer Frau limitiert ihre Konzeptionschancen und die Chancen auf ein lebendgeborenes Kind – nicht nur unter natürlichen Bedingungen sondern auch im Rahmen der assistierten Reproduktion. Seit vielen Jahren gibt es Bemühungen im Rahmen der assistierten Reproduktion durch Untersuchung der Chromosomen der Embryonen diejenigen zu identifizieren, die euploid sind und insofern die besten Implantationschancen haben (Präimplantations-Aneuploidie-Screening).

Mittlerweile ist es mit modernen molekular-zytogenetischen Methoden möglich alle Chromosomen zu bzgl. numerischer Aberrationen zu beurteilen.

In der Fachzeitschrift Fertility & Sterility erscheinen demnächst zwei Publikationen dazu, eine beschäftigt sich mit einer prospektiven, randomisierten Studie an 38-41jährigen Patientinnen (Carmen Rubio  et al. In vitro fertilization with preimplantation genetic diagnosis for aneuploidies in advanced maternal age: a randomized, controlled study. Fertility & Sterility, im Druck) und die andere mit Beobachtungsdaten eines europäischen Konsortiums (Filippo Maria Ubaldi et al. Preimplantation genetic diagnosis for aneuploidy testing inwomen older than 44 years: a multicenter experience. Fertility & Sterility, im Druck). Letztere ist bedingt verwertbar, wie alle Beobachtungsstudien ohne Kontrollgruppe, und favorisiert das Screening bei Patientinnen oberhalb von 44 Jahren.

Die prospektive, randomisierte Studie schloss 100 Zyklen mit einem Screening und 105 ohne ein. Ausgeschlossen wurden u.a. Patientinnen, die nur 5 Eizellen oder weniger hatten. Durch das Screening wurde nur in 68% der Zyklen nach einem Screening ein Transfer durchgeführt, eben weil keine euploiden Embryonen zur Verfügung standen, ansonsten waren es 90,5%. Während die klinische Schwangerschaftsrate pro Patientin nicht unterschiedlich war war die Abortrate signifkant reduziert (2,7% vs. 39,0%), somit stieg auch die Wahrscheinlichkeit einer Lebendgeburte pro Patientin nach einem Screening signifikant (44% vs. 24,8%).

Praktisch bedeutet das, dass man eine intensive Form des Aneuploidie-Screenings bei ausgesuchten (älteren) Patientinnen durchaus überlegen sollte. Wichtig ist aber, dass es sich tatsächlich um ein komplettes Screening aller Chromosomen handelt und nicht um eine begrenzte Betrachtung.

Was man daraus nicht schließen sollte und meiner Meinung auch nicht schließen kann ist, dass man grundsätzlich bei Frauen jenseits eines bestimmten Alters durch eine IVF-Therapie mit Aneuploidiescreening eine höhere Wahrscheinlichkeit auf eine Geburt hätte als mit dem Versuch einer Spontankonzeption.

Die Aussage der randomisierten Studie betrifft Kinderwunschpatientinnen mit einer anderweitigen Pathologie im Alter von 38-41 Jahren!

Ihr

Michael Ludwig