Wirkt sich ein hormonelles Kontrazeptivum oder eine Tubenligatur langfristig auf das AMH aus? Stand heute – eigentlich nicht. Aber: Eine neue Auswertung der Nurses Health Study II sieht einen Zusammenhang. (Christine R. Langton et al. Association of oral contraceptives and tubal ligation with antimüllerian hormone. Menopause, im Druck)

1.420 prämenopausale Frauen im Alter von 32 und 49 Jahren wurde für diese Analyse berücksichtigt. Voraussetzung war, dass sie mindestens 6 Monate vor der Blutentnahme, die zwischen 1996 und 1999 erfolgte, kein Hormonpräparat mehr angewendet hatten. Die Autorengruppe zeigt, dass die Dauer der Anwendung hormoneller Kontrazeptiva einen Einfluss auf das AMH hatte – mit einem Mittelwert von 1,88 ng/ml (95% KI 1,65 – 2,14) bei Anwendung von 1-23 Monaten bis zu einem Mittelwert von 1,60 ng/ml (95% KI 1,34 – 1,90) bei Anwendung für 120 Monaten oder mehr. Für diesen Vergleich wurden die Daten bzgl. verschiedenster Einflussvariablen adjustiert.

Das Alter zu Beginn hormoneller Kontrazeptiva zeigte keinen Zusammenhang mit dem AMH. Ebenso wenig korrelierte das Alter der Tubenligatur mit dem AMH, die Tatsache an sich allerdings zeigte einen Zusammenhang gegenüber Frauen, die keine Tubenligatur gehabt hatten, wenn ein Clip, Ring oder ein Band verwendet wurden (1,04 ng/ml, 95% KI 0,72 – 1,51 vs. 1,72, 95% KI 1,62 – 1,83).

Der Einfluss der Maßnahmen bzw. Medikation ist marginal aber in dieser Auswertung signifikant. Das widerspricht anderen Ergebnissen anderer Studien, die allerdings kleinere Kohorten und diese auch teils weniger differenziert untersucht hatten. Für die klinische Praxis bedeutet dies meiner Meinung nach wenig – dennoch ist es ein interessantes und relevantes Ergebnis. Möglicherweise gibt es Einflussfaktoren in der Anamnese, die dieses Ergebnis erklären, Zyklusstörungen, die auf eine eingeschränkte ovarielle Reserve zurückzuführen sind, z.B., und die so nicht in die Adjustierung eingehen konnten. Das allerdings ist spekulativ.

Ihr

Michael Ludwig