Eine australische Arbeitsgruppe hat im Jahr 2012 eine Kohorte von Kinderwunschpaaren rekrutiert, die nunmehr bzgl. des Werts von AMH für die Prädiktion einer Spontanschwangerschaft weiter ausgewertet wurden (Kien Nguyen Dang et al. The predictive value of anti-Müllerian hormone for natural conception leading to live birth in subfertile couples. Reproductive Biomedicine Online, im Druck).

Ausgeschlossen für diese Analyse waren Paare mit Anovulation, beidseitigem Tubenverschluss, einer Spermienzahl < 1 Millonen Spermien/ml und Frauen über 42 Jahre. Insofern konnten 325 Paare für die Analyse in dieser Studie genutzt werden. Von diesen wurden 9,2% (n = 30) innerhalb von 12 Monaten spontan schwanger, 223 initiierten eine IVF- oder ICSI-Therapie in dieser Zeit. 14,5% hatten ein 12monatiges follow-up ohne zu konzipieren, 25 Paare (7,7%) konnten nicht weiterverfolgt werden (lost-to-follow-up). Die Chance auf eine Spontankonzeption mit konsekutiver Lebendgeburt war in der Kohorte 20,9% (95%KI:12,9% – 28,2%).

Die Frauen waren 31,7 ± 4,7 Jahre alt. Diejenigen, die spontan konzipierten, waren jünger und hatten eine kürzere Zeit der Subfertilität. Es gab keinen Unterschied in der Spermienzahl oder dem AMH-Wert. Die nicht-adjustierte hazard ratio (HR) für AMH betrug 0,94 (95% KI 0,82 – 1,08), die adjustierte HR 0,85 (95% KI 0,71 – 1,00).

Wurde das AMH in ein Modell eingebaut (Hunault-Rechenmodell), um die Fertilität eines Paares einzuschätzen und die Wahrscheinlichkeit zu beurteilen, spontan zu konzipieren, so konnten mit diesem Wert 7,8% der Paare umklaffiziert werden von „schlechter“ zu „guter“ Prognose – anders gesagt: In diesen 7,8% der Fälle wurde es vermieden, eine dann im Nachhinein unnötige IVF- oder ICSI-Behandlung zu initiieren.

Die Autoren sehen das Spannungsfeld, in dem sie sich befinden: Die meisten – eigentlich alle Studien bis auf eine – sprechen bislang dagegen, dass das AMH einen relevanten Einfluss auf die Vorhersage einer Schwangerschaft hat. Daher diskutieren die Autoren Ihre Daten auch sehr kritisch und vorsichtig – dennoch sehen sie ggf die Möglichkeit, AMH zusammen mit anderen Parametern für die Vorhersage der Fertilität zu nutzen.

Ihr

Michael Ludwig