Eine Arbeitsgruppe aus den Niederlanden versucht ein Berechnungsmodell zu erarbeiten, um bei Frauen mit habituellen Aborten die Wahrscheinlichkeit zu berechnen, dass eine folgende Schwangerschaft mit einer Geburt enden wird. (Nadia A. du Fossé et al. Toward more accurate prediction of future pregnancy outcome in couples with unexplained recurrent pregnancy loss: taking both partners into account. Fertility & Sterility, im Druck)
Als Risikofaktoren erarbeiten sie in einer Kohorte von 526 Paaren das Alter von Frau und Mann, den BMI von Frau und Mann, die Zahl vorangehender Aborte, mütterliches Rauchen und den Konzeptionsmodus (spontan oder mit einer IVF/ICSI-Behandlung).
Bei 345 Frauen kommt es zu einer weiterlaufenden Schwangerschaft über 24 Schwangerschaftswochen hinaus (66%).
Das Rechenmodell bedarf weiterer Optimierungen, so die Autoren am Ende ihrer Arbeit, da sich nur bedingt der Verlauf einer nächsten Schwangerschaft vorhersagen lässt. Was in meinen Augen aber in dieser Arbeit an wichtiger Information herausgearbeitet wird ist eine bekannte Größe: Die Zahl der vorangehenden Aborte ist nicht irrelevant für die Wahrscheinlichkeit eines nächsten Aborts, allerdings ist die Wahrscheinlichkeit einer weiterlaufenden Schwangerschaft auch nach 6-7 Aborten in der Anamnese noch immer etwa 50%. Der viel ausschlaggebendere Parameter ist das mütterliche Alter, das deutlich mehr Einfluss auf das Risiko eines erneuten Abortes hat.
Natürlich wäre es großartig, wenn sich der Verlauf einer neuen Schwangerschaft mit hoher Wahrscheinlichkeit – vielleicht 90-100% – vorhersagen lässt. Aktuell erreichen die Autoren etwa 60% Vorhersagekraft mit allen inkludierten Parametern, was unter den 70% liegt, die für ein solches Modell gefordert werden. Ein kritisches Editorial kommt insofern auch zu dem Schluss, dass ein Berechnungsmodell wünschenswert ist aber so noch nicht ausreicht, dass ggf weitere Einflussfaktoren einbezogen werden müssen, wie Kaffegenuß, Alkoholkonsum und sozio-ökonomischer Status. (Nathalie Auger et al. Hope for predicting successful pregnancy in couples with recurrent losses? Fertility & Sterility, im Druck)
Ihr
Michael Ludwig
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