Gib es ein ideales Kontrazeptivum bei Frauen mit einem PCO-Syndrom? Grundsätzlich ist jedes kombinierte Kontrazeptivum für die Therapie geeignet – jedes kombinierte Kontrazeptivum wird helfen, den Zyklus zu regulieren und die Androgenproduktion sowie -wirkung zu reduzieren. In einer kleinen prospektiven, randomisierten Studie haben Autoren jetzt 3 Präparate jeweils mit einem Levonorgestrel-haltigen Präparat verglichen, 88 Studienteilnehmerinnen wurden ausgewertet (Mina Amiri et al. A comparison of the effects of oral contraceptives on the clinical and biochemical manifestations of polycystic ovary syndrome: a crossover randomized controlled trial. Human Reproduction, im Druck).

Verglichen wurden im cross-over Design über 6 Monate mit dazwischen liegender wash-out Phase von 6-8 Wochen:

  • 30 µg Ethinylöstradiol, 150 µg Levonorgestrel
  • 30 µg Ethinylöstradiol, 150 µg Desogestrel
  • 35 µg Ethinylöstradiol, 2 mg Cyproteronacetat
  • 30 µg Ethinylöstradiol, 3 mg Drospirenon.

Die Androgenproduktion wurde durch alle Präparate in gleicher Weise unterdrücke. Allerdings war die SHBG-Stimulation effektiver unter den Gestagenen Desogestrel, Drospirenon und Cyproteronacetat – d.h. der freie Androgenindex war unter levonorgestrel-haltigen Präparaten höher als unter den anderen drei Kombinationen. Zudem gab es marginale Unterschiede im Lipidprofil und beim Blutdruck: Im Vergleich zu levonorgestrel-haltigen Präparaten zeigte sich unter solchen mit Cyproteronacetat und Drospirenon nach 3 Monaten signifikant höhere Triglyzerid- und HDL-Spiegel. Nach 6 Monaten waren unter Cyproteronacetat im Vergleich zu Levonorgestrel signifikant höhere HDL-Spiegel, ein signifikant höherer diastolischer Blutdruck und signifikant niedrigerer systolischer Blutdruck zu finden. Ebenso nach 6 Monaten war unter Drospirenon im Vergleich zu Levonorgestrel der LDL-Spiegel signifikant niedriger, der HDL-Spiegel signifikant höher.

Aufgrund der SHBG-Bindung von Levonorgestrel und der androgenen Potenz dieses Gestagens sind die Ergebnisse bzgl. des freien Androgenindex und der SHBG-Stimulation nicht überraschend. Interessant sind die Beobachtungen der metabolischen Parameter. Was diese jedoch langfristig klinisch-gesundheitlich für die Anwenderin bedeuten bleibt offen. Möglicherweise sind sie – trotz Signifikanz – so marginal, dass es dadurch keine Auswirkung gibt. Anders gesagt: Für mich wären die messbaren Veränderungen in den Cholesterin- und Triglyzerid-Werten kein Grund initial auf levonorgestrel-haltige Präparate zu verzichten.

Ihr

Michael Ludwig