Therapie von Hitzewallungen ohne Hormongaben – grundsätzlich geht das, wissen wir, aber immer mit Einschränkungen. Nach wie vor sind Hormone, Östradiol insbesondere, die effektivste Maßnahme zur Behandlung von Hitzewallungen. Nun wurde bei der Jahreskonferenz der Endocrine Society eine prospektive, randomisierte doppelt-blinde Studie vorgestellt, in der der Einsatz von Neurokinin-3-Rezeptor-Antagonisten (N3RA) Hitzewallungen in ihrer Häufigkeit und Schwere signifikant besser beeinflussen konnte als ein Placebo. Diese Daten wurden im Lancet am 3. April online publiziert (Julia K Prague et al. Neurokinin 3 receptor antagonism as a novel treatment for menopausal hot flushes: a phase 2, randomised, double-blind, placebo-controlled trial. Lancet, im Druck).

Unter 40 mg des Wirkstoffs MLE4901, einem NK3RA, wurde gegenüber einem Placebo im cross-over-Studiendesign bei 37 Frauen eine Reduktion der Häufigkeit um 45% und der Schwere um 41% gesehen. Die gesamte Studie beendeten 28 Frauen. Diese Effektivität ist absolut im Rahmen dessen, was man auch von östradiol-haltigen Präparaten erwarten kann.

Das klingt vielversprechend, zumal dieses Medikament zentralnervös kausal-pathogenetisch wirkt. Es ist nicht zu erwarten, dass mit disem Medikament ein relevantes Thromboserisiko oder kardiovaskuläres Risiko bzw. ein Mammakarzinom-Risiko wie bei kombinierten Hormonpräparaten verbunden ist. Die einzige beobachtete relevante unerwünschte Wirkung war ein Anstieg der Transaminasen (GOT, GPT) bei drei Teilnehmerinnen.

Aber: Es gibt keine Therapie ohne Risiko. Weitere Studien werden zeigen müssen, inwieweit mit anderen langfristigen Risiken zu rechnen ist oder ggf. auch kurzfristige, seltenere, unerwünschte Wirkungen auftreten können. Ferner ist zumindest nach meiner Einschätzung nicht zu erwarten, dass man mit demselben kardiovaskulären Benefit bei jüngeren, kardiovaskulär gesunden Frauen, demselben positiven Effekt auf die Knochengesundheit und auf die mentale Protektion rechnen kann.

Ferner sind Hitzewallungen nicht das einzige Problem in der Postmenopause. Wird also das Gesamtbild der Beschwerden ähnlich beeinflusst werden? Zumindest bei den östrogen-abhängigen Organen ist dies fraglich, z.B. bzgl. der vulvo-vaginalen Atrophie.

Dieses neue Medikament wird, wenn es erst einmal weiter untersucht und dann irgendwann zugelassen ist, eine gute Alternative für die Behandlung von Hitzewallungen bieten – insofern sich die anfänglichen Daten in größeren Populationen bestätigt zeigen. Es wird aber mitnichten die „klinische Praxis“ vollkommen verändern, wie eine ansonsten gute Zusammenfassung der Daten auf Medscape titelt (http://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4905930).

Ihr

Michael Ludwig