Eine Übersichtsarbeit beschäftigt sich mit dem vaginalen Mikrobiom und unterstreicht noch einmal, dass dies so individuell ist wie ein Fingerabdruck, mit ethnischen Besonderheiten aber eben auch individueller Einzigartigkeit. Zusätzlich, so die Autoren, schwankt die Zusammensetzung des vaginalen Mikrobioms abhängig von der Lebensphase genauso individuell (Juan Antonio García-Velasco et al. What fertility specialists should know about the vaginal microbiome: a review. Reproductive Biomedicine Online, im Druck).
Diagnostisch ist dies insofern bedeutsam, weil eine Kultur der vaginalen Flora nur bedingt die Diagnose „pathologisch“ zulässt, wenn eine Frau beschwerdefrei ist. Unstrittig ist, dass H2O2-bildende Laktobazillen für den niedrigen pH essentiell sind und dass diese Bakterien durch eine gute Östrogenisierung mit konsekutiver Glykogenspeicherung im Vaginalepithel gefördert werden, da sie dieses Glykogen verstoffwechseln.
Vor der Pubertät besteht das vaginale Mikrobiom v.a. aus diversen Haut- und Darmkeimen. Laktobazillen-Spezies werden erst durch die beginnende ovarielle Aktivität und eben die vaginale Östrogenisierung gefördert, was schließlich zu einem pH von 3,8 – 4,4 führt.
Noch ist es Zukunftsmusik aber durchaus im Rahmen des Möglichen, dass eine genaue Kenntnis des vaginalen und ggf. auch endometrialen Mikrobioms sowie dessen Modifikation im Rahmen der invasiven Kinderwunschbehandlung die Schwangerschafts- und Geburtenraten beeinflussen kann. Ferner wird aktuell daran geforscht, ob man den positiven Effekt der vaginalen Geburt auf das Mikrobiom des Neugeborenen durch den Kontakt des per Sectio caesarea geborenen Kindes mit Vaginalsekret der Mutter auf diese Kinder übertragen kann.
Ihr
Michael Ludwig
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