Ein interessanter Artikel geht auf das Problem einer „präzisen“ Messung von Östradiol und freiem Testosteron ein. (Frank Z. Stanczyk und Hubert Vesper. Challenges in developing accurate assays for the measurement of estradiol and testosterone in postmenopausal women. Menopause 2025, im Druck: DOI: 10.1097/GME.0000000000002613)

Der Artikel beschreibt nichts Grundsätzlich Neues oder Überraschendes. Ich nehme ihn gerne als Aufhänger, um noch einmal darauf hinzuweisen – wie in der Vergangenheit schon häufig in Seminaren – das Messwerte v.a. aus kommerziellen Laborassays nicht „die Wahrheit“ darstellen sondern einen Näherungswert. So wird Östradiol im Bereich unter 15 pg/ml nur noch sehr ungenau gemessen, so dass die Labormitteilung eines Wertes wie „< 15 pg/ml“ oder „< 20 pg/ml“ völlig ausreichend ist. Immunoassays kreuzreagieren mit anderen Steroiden wie Östron oder Östronsulfat, was dazu führt, dass die Messwerte eher höher ausfallen als sie real sind. Einen „Goldstandard“ wie eine Massenspektrometrie kann niemand in der Routine bezahlen.

Tatsächlich ist diese gewünschte oder erwartete maximale Präzision auch gar nicht notwendig. Es geht um eine „Größenordnung“, um mehr nicht. Wichtig ist zudem die klinische Situation: Wenn bei einer Frau mit vasomotorischen Beschwerden diese unter einer Therapie mit Östradiol verschwinden, dann ist sie gut dosiert therapiert. Bleiben die Beschwerden, dann kann man ggf in der Messung sehen, ob „gar nichts“ oder nur wenig ankommt und eine Dosissteigerung sinnvoll ist.

Beim freien Testosteron schreiben die beiden Autoren einmal mehr das bereits Bekannte: Freies Testosteron ist mit kommerziellen Assays nicht beurteilbar – will man eine Idee zum freien, wirksamen Anteil des Testosterons bekommen, dann benötigt man den Wert für das Gesamt-Testosteron und den für das SHBG, um über den freien Androgenindex zu rechnen.

Ihr

Michael Ludwig