Adipositas gilt seit Langem als Risikofaktor für klimakterische Beschwerden. Doch wie eng ist dieser Zusammenhang und über welche Mechanismen wirkt er? Die REDLINC-XII-Studie untersuchte 722 postmenopausale Frauen aus neun lateinamerikanischen Ländern. Die Symptomlast wurde über die Menopause Rating Scale (MRS) erhoben – ein validiertes Instrument, das elf Beschwerden in drei Dimensionen erfasst: somato-vegetative (u. a. Hitzewallungen, Schlafstörungen), psychische (Depressivität, Reizbarkeit, Angst, Erschöpfung) und urogenitale (sexuelle Probleme, Blasenprobleme, vaginale Trockenheit). Der MRS-Gesamtscore diente als Maß für die klimakterische Symptomschwere.
Im Generalized Structural Equation Modeling zeigte sich: Adipositas war mit einer direkten OR von 1,75 (95 % KI 1,27 – 2,43) assoziiert. Noch deutlicher wirkten die indirekten Pfade über Komorbiditäten wie Hypertonie und Diabetes sowie über körperliche Inaktivität (indirekte OR 19,07). Insgesamt ergibt sich eine „Total-OR“ von 33,45. Wichtig ist jedoch die richtige Interpretation: Diese Zahl bedeutet nicht, dass Adipositas die Symptomlast „um das 33-Fache“ erhöht. Vielmehr handelt es sich um ein Modellmaß, das die Summe direkter und indirekter Pfade abbildet – kein empirisch beobachtetes Risiko und kein Kausalnachweis.
Weitere Befunde: Eine menopausalen Hormontherapie und körperliche Aktivität waren mit geringerer Symptomlast verbunden (OR 0,38, 95 % KI 0,26 – 0,54, bzw. 0,66, 95 % KI 0,51 – 0,86), während die Einnahme von Antidepressiva (OR 2,16, 95 % KI 1,46 – 3,19) und chronische kardio-respiratorische Erkrankungen (OR 1,79, 95 % KI 1,12 – 2,85) belastend wirkten. Bildung und Rauchstatus zeigten ebenfalls Assoziationen: höhere Bildungsjahre und „nie geraucht“ gingen mit weniger Beschwerden einher.
Adipositas ist insofern mit einer ausgeprägteren klimakterischen Symptomlast assoziiert – nicht nur direkt, sondern vor allem vermittelt über kardiometabolische Erkrankungen und Lebensstilfaktoren. Für die Praxis weisen die Daten darauf hin, dass Prävention von Adipositas, Förderung von Bewegung und die Behandlung kardiometabolischer Komorbiditäten wichtige Ansatzpunkte sind, um die Beschwerdelast in der Menopause zu reduzieren.
Ihr
Michael Ludwig
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