Können hormonelle Veränderungen das Essverhalten in der Peri- und Postmenopause beeinflussen und die häufig in dieser Lebensphase berichteten Gewichtsprobleme erklären? Ich habe zu dem Thema schon verschiedentlich in diesem Blog geschrieben und diverse Mechanismen aufgezeigt.
Ein relevanter scheint zu sein, dass Östradiol nicht nur über Glukagon-like-Peptide-I auf den Glukose-Insulin-Stoffwechsel wirkt, sondern auch einen Einfluss auf das Essverhalten hat. In einem schon vor längerem publizierten Review zu diesem Thema stellen zwei Autoren v.a. tierexperimentelle Untersuchungen vor. (Lori Asarian und Nori Geary. Modulation of appetite by gonadal steroid hormones. Philosophical Transactions of the Royal Society 2006; 361: 1251 – 1263)
Untersuchungen bei weiblichen Ratten zeigen ein unterschiedliches Fressverhalten abhängig von den Zyklusphasen. Wenn Ratten ovarektomiert werden und mit Östradiol behandelt werden, wird die Nahrungsaufnahme reduziert. Dies wird offenbar über den Östrogenrezeptor alpha vermittelt. Untersuchungen beim Menschen belegen ebenfalls, dass Frauen am wenigsten um den Zeitpunkt der Ovulation herum essen, dass sie mehr essen in der Lutealphase als in der Follikelphase. Wie dieser östradiol-vermittelte Prozess funktioniert, ist aber nicht im Detail geklärt. Offenbar, so die beiden Autoren, beeinflusst Östradiol auch die Wirkung von Ghrelin, das bei Magenentleerung produziert wird, das Essen stimuliert und die Größe der nächsten Mahlzeit steigert. Diese Wirkung ist, laut Daten der frühen 2000er Jahre, bei einem Östrogenmangel höher als unter Östrogenisierung. Bedeutet: Unter dem Einfluss des Östrogenmangels in der Postmenopause nimmt die Nahrungsaufnahme ungeregelt zu. Ebenso nimmt bei Ratten die Wirkung von Cholezystokinin auf das Sättigungsgefühl unter Östrogeneinfluss zu.
In den frühen 2000er Jahren führte eine Autorin in einer Monographie aus, wie ein Östrogenmangel die Veränderung des Lipidprofils hin zu einem atherogenen Profil verschiebt (mehr LDL-Cholesterin und Triglyzeride, weniger HDL-Cholesterin) und die Zunahme des viszeralen Fetts steigert. (Molly C. Carr. The Emergence of the Metabolic Syndrome with Menopause. Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism 2006; 88: 2404 – 2411)
Eine Östrogenisierung im Rahmen der menopausalen Hormontherapie hat insofern eine Einfluss auf den Stoffwechsel wie auch das Essverhalten selbst. Die Postmenopause ist insofern nicht nur metabolisch schwierig, weil aufgenommene Nahrung „ungünstiger“ verstoffwechselt wird und so leichter Gewicht aufgebaut wird. Sie erschwert die Gewichtsreduktion dadurch, dass getriggert durch den Östrogenmangel das Hungergefühl drängender wird und sich die Neigung, mehr zu essen, steigert.
Weitere Faktoren in einem großen Gesamtbild!
Ihr
Michael Ludwig
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