Der Einfluss des BMI auf die Serum-Konzentration von Wirkstoffen hormoneller Kontrazeptiva war schon häufiger Thema in meinem Blog. Insbesondere habe ich schon vor Längerem über eine Studie berichtet, die eine Auswirkung des BMI auf die Serumkonzetnration von Levonorgestrel im Rahmen einer Notfallkontrazeption gezeigt hat. Dies konnte aufgehoben werden durch die Verdoppelung der Levonorgestreldosis von 1,5 mg auf 3 mg.
Nun erscheint eine klinische Studie, prospektiv, randomisiert, einfach verblindet, zur Anwendung von Levonorgestrel (LNG) 1,5 mg, Levonorgestrel 3 mg oder Ulipristalacetat (UPA) (30 mg) zur Notfallkontrazeption bei adipösen Anwenderinnen. (Alison Edelman et al. Emergency contraception for individuals weighing
80kg or greater: a randomized trial of 30 mg ulipristal acetate and 1.5 mg or 3.0 mg levonorgestrel. Contraception 2024; im Druck: https://doi.org/10.1016/j.contraception.2024.110474)
Die Ergebnisse sind überraschend! Eingeschlossen wurden in die drei Gruppen mit 1,5 mg LNG, 3 mg LNG und UPA 181, 175 und 176 Frauen mit einem mittleren BMI von 37,06 ± 7,067 kg/m2, 37,11 ± 6,841 kg/m2 und 37,11 ± 6,987 kg/m2. Das Alter lag bei etwa 29-30 Jahren. In der Gesamtgruppe traten 5 Schwangerschaften ein, je 1 in den beiden LNG-Gruppen, 3 in der UPA-Gruppe. Betrachtet man nur diejenigen Frauen, bei denen der ungeschützte Verkehr innerhalb von 48 Stunden vor der Ovulation stattfand – 18, 15 und 20 Frauen – dann waren es 2 Schwangerschaften, je eine in der 3 mg LNG-Gruppe und der UPA-Gruppe.
Insofern, so die Autor:innen der Arbeit, relativieren ihre Ergebnisse die Notwendigkeit einer höheren LNG-Dosis bei höherem BMI zur Notfallkontrazeption. Andererseits gilt es, gerade bei der Notfallkontrazeption, eine hohe Sicherheit zu erreichen, und die Verdoppelung der Dosis von LNG richtet keinen Schaden an, hat keine Nachteile für die Anwenderin. Wenn man also mehr Sicherheit wünscht, wäre eine doppelte Dosis unproblematisch. Notwendig, so diese Daten, scheint sie eher nicht zu sein.
Die Studie liefert insofern auch ein Stück zur Diskrepanz zwischen „Veränderung von Wirkspiegeln“ und „potentielle (!) Veränderung der Wirkung“. Das eine bedeutet nicht immer unbedingt das andere.
Ihr
Michael Ludwig
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