Die Finland Birth Cohort 1966 Study ist eine prospektive Beobachtungsstudie, in der 1966 geborene über die Zeit mit regelmäßigen Auswertungen nachverfolgt werden. Ergebnisse dieser Studie wurden schon häufiger ausgewertet und publiziert – auch in meinem Blog habe ich schon häufiger dazu berichtet.

Eine der Auswertungen wurde mit 46 Jahren im Jahr 2012 durchgeführt. In einer aktuellen Publikation wurde geprüft, inwieweit sich der menopausale Status in diesem Alter auf die Leistungsfähigkeit auswirkt. (Tiia Saarinen et al. Climacteric status at age 46 is associated with poorer work ability, lower 2-year participation in working life, and a higher 7-year disability retirement rate: a Northern Finland Birth Cohort 1966 study. Menopause 2024; im Druck: DOI: 10.1097/GME.0000000000002327)

Als klimakterisch wurden Frauen eingestuft, die sich in der späten Perimenopause oder bereits in der Postmenopause befanden. Zur Definition wurde u.a. das FSH (≥ 25 IE/l) oder eine ausgeprägte Oligomenorrhoe (≥ 60 Tage) genutzt. Frauen, die eine HRT anwendeten, gehörten ebenfalls in die klimakterische Gruppe. Frauen unter Tamoxifen oder kombinierten Kontrazeptiva wurden ausgeschlossen. Insofern konnten Daten von 359 Frauen in der späten Perimenopause oder Postmenopause und von 2.661 Frauen in der Kontrollgruppe ausgewertet werden.

Frauen, die mit 46 Jahren bereits peri- oder postmenopausal waren, empfanden ihre berufliche Leistungsfähigkeit selbst als schlechter (OR 1,48, 95% KI 1,12 – 1,96), hatten mehr aufeinanderfolgende Krankheitstage (incidence rate ratio (IRR) 1,15, 95% KI 1,13 – 1,17) und Arbeitslosentage (IRR 1,20, 95% KI 1,18 – 1,21) jeweils verglichen mit den Frauen in der Kontrollgruppe (Präemnopause). Während des follow-up nach dieser Einteilung im Alter von 46 Jahren zeigte sich für die peri-/postmenopausale Gruppe eine höhere Wahrscheinlichkeit eine Berufsunfähigkeitsrente zu bekommen (HR 1,72, 95% KI 1,02 – 2,91).

Die Gruppe der Autor:innen diskutiert diese Ergebnisse sehr differenziert. So stellt sich natürlich die Frage, welcher kausale Mechanismus hinter dieser Beobachtung steckt oder ob es sich um eine Assoziation handelt. Ist ggf. die Auswirkung auf das kardiovaskuläre System und die Knochengesundheit ein Grund, ggf. vasomotorische Beschwerden? Dann wäre eine HRT die Methode der Wahl, die Leistungsfähigkeit dieser so betroffenen Frauen wiederherzustellen oder deren selbst empfundene Leistungseinschränkung zu mindern.

Möglicherweise spiegelt sich aber in dem früheren perimenopausalen Übergang auch Lebensstilfaktoren. So war der Anteil von aktuellen Raucherinnen signifikant höher in der Studiengruppe (23,1% vs. 16,7%, p = 0,012) und die körperliche Aktivität niedriger, gemessen am Anteil derjenigen, die sich oberhalb des unteren ¼ in der jeweiligen Gruppe befanden, dies erreichte allerdings keine Signifikanz (72,1% vs. 75,5%, p = 0,18). Der Ausbildungsgrad war höher bei denjenigen, die sich in der prämenopausalen Kontrollgruppe befanden (p = 0,04).

Die Studie liefert in jedem Fall interessante Ergebnisse. Inwieweit man alles durch den frühzeitigen Einsatz einer HRT hätte lösen können oder lösen würde, kann diese Studie nicht beantworten. Meiner Meinung nach zeigt sie auch sehr überzeugend auf, dass der menopausale Übergang auch Folge von Lebensstilfaktoren und anderen Einflussgrößen ist, die einen relevanten Anteil auf die beschriebenen Zielgrößen haben.

Ihr

Michael Ludwig