Ich schätze sehr die Stellungnahmen der ASRM zu verschiedensten Themen, da sie häufig problematische Fragen beleuchten und eindeutig beantworten. Nun erscheint eine Stellungnahme zur Abklärung der Amenorrhoe. (ASRM. Current evaluation of amenorrhea: a committee opinion. Fertility & Sterility 2024; im Druck: https://doi.org/10.1016/j.fertnstert.2024.02.001)
Ein Punkt in diesem Text überrascht mich, da ich dafür in der Literatur keine Evidenz sehe: Es wird die Aussage getroffen, dass hypo- und hyperthyreote Situationen die Wahrscheinlichkeit einer Amenorrhoe auch bei asymptomatischen Frauen – also ohne Symptome ihrer Schilddrüsenerkrankung – erhöhen. Zitiert wird dazu denn auch keine Evidenz aus entsprechenden prospektiven Studien, Beobachtungsstudien oder Registerauswertungen sondern ein Buchkapitel zur Diagnostik der Amenorrhoe. Ich kann daher diesen Punkt auch weiterhin nicht als gegeben akzeptieren und behaupte, bis entsprechende Daten etwas anderweitig zeigen, dass eine Schilddrüsenfunktionsstörung per se nicht verantwortlich ist für eine Amenorrhoe.
Ebensowenig kann ich dem vorgeschlagenen primären diagnostischen Profil zustimmen: Östradiol, FSH, LH, AMH, Prolaktin, TSH. Die Bestimmung von AMH in der Primärdiagnostik wird mehr Probleme liefern als Antworten. AMH ist ein guter Sekundärparameter zur Abklärung auffälliger Gonadotropinkonstellationen. Die Androgene, so diese Empfehlung, sollten nur bestimmt werden, wenn entsprechende klinische Symptome vorliegen. Das ist in meinen Augen nicht richtig, weil es eben sehr wohl hyperandrogenämische Patientinnen mit konsekutiver Follikelreifungsstörung gibt, die unter einer Amenorrhoe leiden aber klinisch nicht hyperandrogenämisch-auffällig sind.
Nach wie vor ist ein sinnvolles Profil zur Abklärung der Amenorrhoe die Bestimmung von Östradiol, FSH, LH, Prolaktin, Testosteron, DHEAS und ggf. Androstendion. Damit wird man mit einer Analyse die Ursache der Amenorrhoe kategorisiert haben. Inwieweit dann eine weitergehende differenzierende Diagnostik notwendig ist, hängt von den Messwerten ab.
Eine enttäuschende Stellungnahme einer der führenden gynäkologischen internationalen Fachgesellschaften.
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