Bei manchen Studienergebnissen habe ich Schwierigkeiten, diese in den Gesamtzusammenhang einzuordnen. So lese ich in einer retrospektiven Datenanalyse aus Shanghai die Auswertung von fast 3.800 Inseminationsbehandlungen unter einer Stimulation mit HMG und Letrozol, bei der als optimale Größe von Follikeln zur Ovulationsinduktion ein Maß von 16-18 mm angegeben wird. (Li Chen et al. Optimal lead follicle size in letrozole-HMG IUI cycles with and without

spontaneous LH surge: an analysis of 3,797 cycles. Reproductive Medicine Online, im Druck: doi.org/10.1016/j.rbmo.2022.11.003)

Das ist insofern bemerkenswert, weil mit größeren Follikeln die Schwangerschaftsraten geringer wurden und ältere Daten dafür sprechen, eher bis zu einer Follikelgröße von 20 mm zu warten.

Tatsächlich das zu lange Abwarten nicht sinnvoll, weil so riskiert wird, dass die Patientin vor Nutzung des optimalen Zeitfensters (40-48 Stunden vor der Ovulation) bereits einen LH-Anstieg hat oder gar ovuliert. Je kleiner aber die Follikel sind, desto geringer ist die Chance, dass eine fertilisierungsfähige Eizelle vorliegt und eine Schwangerschaft eintreten kann. Insofern kam eine Studie vor etwa 1-2 Jahren zu dem Schluss, dass der optimale Follikeldurchmesser bei Inseminationszyklen eher bei 20mm+ läge.

Nun führen wir keine Insemination in unseren Praxen durch – allerdings kann man dies mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit analog setzen zu den üblichen Clomifen- oder auch Letrozol-Zyklen.

Gruß,

Michael Ludwig